Archiv für August, 2011

Ich möchte ein Free Jazz-Hörer der Liebe sein

Veröffentlicht: 27. August 2011 in TV
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Auf solche Gedanken kann man kommen, wenn man sich freitagabends durch die Talkshows der dritten Programme zappt. Im „Nachtcafé“ erklärte gerade eine Sexualtherapeutin, dass Menschen ebenso verschiedene Beziehungserwartungen hätten wie sie Vorlieben für Musikrichtungen hätten. Der eine bevorzuge eben die Einfachheit des Schlagers, der andere fühle sich eher bei Free Jazz wohl. Ich schaltete dann schnell zur NDR-Talkshow um, wo ein 75-jähriger Kabarettist gerade die deutlich jüngere und ebenso deutlich attraktivere Charlotte Roche fragte, ob sie ihre M*** tatsächlich so selten wasche, wie sie es in ihrem Debütroman geschrieben hatte.

Bevor es arte und 3sat gab, waren die dritten Programme ja mal Bildungsfernsehen. Auf die Idee käme heute auch keiner mehr.

Hassu ma ’n paar Euro für meine Zeitschrift?

Veröffentlicht: 17. August 2011 in Journalismus, Online
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Große Pläne erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Deshalb suche ich ab heute auf der Crowdfunding-Plattform pling Unterstützer für mein Print-Magazin-Projekt „torrent“. Bereits ab einem Euro seid ihr dabei, über mehr freue ich mich natürlich auch mehr. Sollten bis Mitte Oktober die 3000 Euro zusammen kommen, die in der Kalkulation noch fehlen, können wir nicht nur das Magazin für serielles Erzählen (im Fernsehen) an den Bahnhofskiosk bringen, sondern auch alle Spender mit netten Prämien belohnen, z.B. Freiabos oder der Möglichkeit, seine eigenen Lieblingsserien im Heft vorzustellen. Und wer kein Geld übrig hat, hilft mir auch sehr, wenn er den Link an serienbegeisterte Freunde weiterschickt.

Und wer sich gerade fragt, WTF is Crowdfunding: Zufällig habe ich darüber vor einem Jahr mal einen Artikel geschrieben.

Heute Abend (vor 32 Jahren) im Fernsehen

Veröffentlicht: 16. August 2011 in TV
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ARD:

20.15 Ein Fluß für Polen – „Weichselprogramm 2000“

21.15 Fiesta Mexicana (2) – „Es lebe Zapata!“ Film-Collage

21.55 Anatomie des Kusses (2)

23 Uhr Bayern in der NS-Zeit

Sendeschluss: ca. 0.05

ZDF:

19.30 Der große Preis – Heiteres Spiel für gescheite Leute mit Wim Thoelke

21.20 Augenzeugen berichten: Der Spion, der aus Deutschland kam

22.05 Das kleine Fernsehspiel: Elvis – Musik: Elvis Presley

Sendeschluss: ca. 23.25

West / Nord / Hessen 3:

20.15 Flucht vor dem Tode – Spielfilm, USA 1952

Bayern 3:

20.35 Alfred Kubin – Porträt des Zeichners und Schriftstellers

(Programm vom 16. August 1979)

Und verdammt, ich hab Edys Stammtisch um 19 Uhr bei Radio Luxemburg verpasst. Den Heini hat meine Mutter immer sonntagmorgens mit der Volksmusikhitparade gehört.

Enten statt Miezen: "Donald"-Magazin; Abb.: Egmont Ehapa Verlag

Jetzt ist es also tatsächlich erschienen: das Männer-Lifestylemagazin „Donald“ des Egmont Ehapa Verlags. Auf den ersten Blick klingt die Idee höchst skurril, auf den zweiten ganz charmant. Beim Durchblättern fragte ich mich aber dann doch ständig, wer das nun eigentlich kaufen soll. In den Niederlanden sind immerhin schon mehrere Ausgaben des Titels erschienen.

Von den Themen interessierte mich höchstens der Artikel über 60 Jahre Micky-Maus-Magazin, der aber wahrscheinlich für Fans nichts wirklich Neues bietet (und zudem reine Verlags-Eigenwerbung ist). Interview mit den Ärzten? Wer interessiert sich denn bitte noch für Die Ärzte? Ebenso wenig möchte ich etwas über Simon Gosejohann, den ewigen Jugendfernsehpraktikanten, lesen. Die gefeaturten „Damen“ im Heft kenne ich durchgehend gar nicht erst. WTF ist Bettina Zimmermann (die sich als Daisy und Minni verkleiden durfte)? Wahrscheinlich ähnlich prominent wie Daniela Katzenberger. Auch „Cassandra, Christina & Co.“ sagten mir nichts. Dazu gibt es Modedesigner als (gezeichnete) Comicfiguren, Kochrezepte für Entengerichte (!) und die unverzichtbaren Gadgetvorstellungen, vom Handy bis zum schnellen Auto. Ach ja, und ein Centerfold mit Daisy Duck und eines mit Klarabella Kuh. Ich möchte jetzt lieber nicht wissen, welchen Fetisch man haben muss, um sich die an die Wand zu hängen.

Wer soll bloß die Zielgruppe sein, abgesehen von den Hardcore-Disney-Sammlern, die aber wohl keine 120.000 Exemplare rechtfertigen? Menschen, die Disney-Figuren mögen, aber für die „Micky Maus“ zu alt geworden sind? 14-16-jährige Jugendliche werden dann wohl doch lieber zum „Playboy“ oder zur „Maxim“ greifen, wenn sie Bock auf typische Männerthemen haben. Wem es um die Figuren geht, holt sich lieber das „Lustige Taschenbuch“, wer anspruchsvollere Comics sucht, die Bücher und Alben von Carl Barks oder Don Rosa. Und wer über Mode, Motoren und Menüs lesen will, ohne Titten serviert zu bekommen, wird wahrscheinlich die ständigen Comicfiguren auf den Seiten auf Dauer störend finden.

Viel interessanter hätte ich ja ein etwas anspruchsvolleres Kultur- und Lifestylemagazin mit Disney-Bezug gefunden, also mit Themen wie Kino, Internet, Musik usw. „Donald“ wirkt hingegen leider eher wie eine Mischung aus „Matador“, „Beef“ und „Gala Men“ – nur halt mit Disney-Figuren. Dass man übrigens für die „Micky Maus“ gar nicht zu alt sein kann, habe ich vor ein paar Tagen im Arzt-Wartezimmer gemerkt. Ich fand nämlich tatsächlich beide Comics, die ich gelesen habe, witzig. In NRW bekommt man übrigens diesen Monat bei Kamps jede Woche ein neues MM-Heft beim Kauf einer Knuspertüte hinzu. Davon hat man dann wahrscheinlich mehr als von dem Hochglanzmagazin für 5 Euro.