Enten statt Miezen: "Donald"-Magazin; Abb.: Egmont Ehapa Verlag
Jetzt ist es also tatsächlich erschienen: das Männer-Lifestylemagazin „Donald“ des Egmont Ehapa Verlags. Auf den ersten Blick klingt die Idee höchst skurril, auf den zweiten ganz charmant. Beim Durchblättern fragte ich mich aber dann doch ständig, wer das nun eigentlich kaufen soll. In den Niederlanden sind immerhin schon mehrere Ausgaben des Titels erschienen.
Von den Themen interessierte mich höchstens der Artikel über 60 Jahre Micky-Maus-Magazin, der aber wahrscheinlich für Fans nichts wirklich Neues bietet (und zudem reine Verlags-Eigenwerbung ist). Interview mit den Ärzten? Wer interessiert sich denn bitte noch für Die Ärzte? Ebenso wenig möchte ich etwas über Simon Gosejohann, den ewigen Jugendfernsehpraktikanten, lesen. Die gefeaturten „Damen“ im Heft kenne ich durchgehend gar nicht erst. WTF ist Bettina Zimmermann (die sich als Daisy und Minni verkleiden durfte)? Wahrscheinlich ähnlich prominent wie Daniela Katzenberger. Auch „Cassandra, Christina & Co.“ sagten mir nichts. Dazu gibt es Modedesigner als (gezeichnete) Comicfiguren, Kochrezepte für Entengerichte (!) und die unverzichtbaren Gadgetvorstellungen, vom Handy bis zum schnellen Auto. Ach ja, und ein Centerfold mit Daisy Duck und eines mit Klarabella Kuh. Ich möchte jetzt lieber nicht wissen, welchen Fetisch man haben muss, um sich die an die Wand zu hängen.
Wer soll bloß die Zielgruppe sein, abgesehen von den Hardcore-Disney-Sammlern, die aber wohl keine 120.000 Exemplare rechtfertigen? Menschen, die Disney-Figuren mögen, aber für die „Micky Maus“ zu alt geworden sind? 14-16-jährige Jugendliche werden dann wohl doch lieber zum „Playboy“ oder zur „Maxim“ greifen, wenn sie Bock auf typische Männerthemen haben. Wem es um die Figuren geht, holt sich lieber das „Lustige Taschenbuch“, wer anspruchsvollere Comics sucht, die Bücher und Alben von Carl Barks oder Don Rosa. Und wer über Mode, Motoren und Menüs lesen will, ohne Titten serviert zu bekommen, wird wahrscheinlich die ständigen Comicfiguren auf den Seiten auf Dauer störend finden.
Viel interessanter hätte ich ja ein etwas anspruchsvolleres Kultur- und Lifestylemagazin mit Disney-Bezug gefunden, also mit Themen wie Kino, Internet, Musik usw. „Donald“ wirkt hingegen leider eher wie eine Mischung aus „Matador“, „Beef“ und „Gala Men“ – nur halt mit Disney-Figuren. Dass man übrigens für die „Micky Maus“ gar nicht zu alt sein kann, habe ich vor ein paar Tagen im Arzt-Wartezimmer gemerkt. Ich fand nämlich tatsächlich beide Comics, die ich gelesen habe, witzig. In NRW bekommt man übrigens diesen Monat bei Kamps jede Woche ein neues MM-Heft beim Kauf einer Knuspertüte hinzu. Davon hat man dann wahrscheinlich mehr als von dem Hochglanzmagazin für 5 Euro.