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Klaus Löwitsch als Krüger, James Coburn als Steiner

1943, an der Ostfront: Der unangepasste Unteroffizier Steiner (James Coburn) bekommt einen neuen Vorgesetzten, den preußischen Adligen Hauptmann Stransky (Maximillian Schell). Während Steiners einzige Loyalität seinen Kameraden gilt, ist Stransky ein chauvinistischer, karrieregeiler Herrenmensch, gleichzeitig leider ein großer Feigling. Sein einziges Ziel ist es, nach dem Krieg mit dem Eisernen Kreuz nach Hause zu kommen. Dafür ist auch er bereit, über Leichen zu gehen – notfalls die seiner eigenen Männer.

Bei dem Titel dachte ich immer, der Film wäre so ein kriegsverherrlichender Nazifilm wie etwa „Die Wildgänse“. Das Gegenteil ist der Fall: Peckinpah lieferte hier 1977 eine beißende Anklage an den Krieg. Ähnlich wie bei Coppola ist der Krieg bei ihm eine irreale Parallelwelt, in der der Mensch wieder zum Tier wird. Jeglicher Versuch der Soldaten, darin so etwas wie Zivilisation aufrecht zu erhalten, mutet von Anfang an surreal an, ob die einfachen Soldaten in ihrer Bretterbude im Schützengraben einen Geburtstag feiern wollen oder ob der Oberst seine Offiziere bei gedecktem Tisch zum Essen in seinen Kommandostand einlädt. Auch Gefühle haben hier keinen Platz, wo Stransky in einer teuflischen Szene zwei Soldaten, die er der Homosexualität verdächtigt, droht, hängen zu lassen, sollte er sie beim Sex erwischen, wo aber auch jede Freundschaft schon ein Risiko darstellt, da der Kamerad bereits in der nächsten Minute von einer Bombe zerfetzt werden kann.

Und mit Bildern von zerfetzten Körpern spart Peckinpah, der ja auch für die ästhetischen Gewaltorgien in seinen Western bekannt ist, nicht. Da werden Soldaten vom Maschinengewehrfeuer zerlöchert, während sie in Stacheldraht fallen, Leichen werden von Panzern überrollt. Die aufwendigen Gefechtsszenen wirken immer realistisch, und das in einer Zeit lange vor CGI.

James Coburn erweist sich hier nach Leones „Fistful of Dynamite“ einmal mehr als ganz großer und völlig unterschätzter Schauspieler seiner Zeit. Ohne große Tricks spricht allein sein zerfurchtes Gesicht schon Bände. Die anderen Schauspieler können da nicht ganz mithalten, obwohl Maximillian Schell einen wahrhaft diabolischen  Gegenspieler abgibt. Auch die meisten anderen Nebenrollen sind mit deutschen Schauspielern besetzt (ok, Schell war Österreicher), von Klaus Löwitsch bis Senta Berger als heißer Krankenschwester.

Für irgendeine, als mehr oder weniger gerecht empfundene Sache kämpft übrigens keiner der deutschen Soldaten. Der Oberst hält nur an seinem Pflichtgefühl fest und träumt bereits von einem besseren, demokratischen Deutschland nach der unausweichlichen Niederlage, Hauptmann Stransky ist lediglich an seinem eigenen Prestige und den Privilegien seiner Klasse interessiert, und der Held der Geschichte, Steiner, hat schon längst den Glauben an jegliches Ziel verloren. Er weiß, dass die einfachen Soldaten nur Spielbälle sind, die von den Mächtigen beider Seiten verheizt werden. Trotzdem kann er es, einmal verwundet, gar nicht erwarten, wieder zurück an die Front zu kommen. Denn er hat Angst davor, sich die Frage beantworten zu müssen, was von ihm übrig bliebe, nähme man ihm den Krieg weg. Vielleicht nur ein Mann mit einem irren Lachen, wie in der abrupten Schlussszene, die so zwar nicht geplant war, aber doch alles aussagt über den Irrsinn des Krieges.

Sam Smiths Filmplakat für die (US-) Wiederaufführung von "Welt am Draht" (in einer restaurierten Fassung); Abb.: Janus Films

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass das deutsche Fernsehen in den 70ern viel mutiger war als heute. Zum Beispiel bei „Welt am Draht“, Fassbinders zweiteiliger Science Fiction-Romanverfilmung für den WDR von 1973, nach dem „Goldmann-Weltraum-Taschenbuch von Daniel F. Galouye“, wie es im Abspann so schön heißt. Klaus Löwitsch ist Dr. Fred Stiller, der irgendwann in einer nicht allzu weit entfernten Zukunft – die heute längst Vergangenheit ist – beim Institut für Kybernetik und Zukunftsforschung arbeitet. Das hat ein gigantisches Computersimulationsprogramm namens Simulacron entwickelt, das nichts Geringeres simuliert als eine komplette Welt. Die Menschen, die darin „leben“, so gennante Identitätseinheiten, wissen nicht einmal, dass sie keine echten Menschen sind. Als Stillers Chef plötzlich stirbt (Unfall? Selbstmord? Mord?), ist das der Beginn einer Reihe merkwürdiger Begebenheiten, die aber nur Stiller wahrzunehmen scheint. Während er die Nachfolge seines Chefs antritt und dadurch selbst zum Mordverdächtigen wird, verschwinden Menschen spurlos, die daraufhin niemand außer ihm überhaupt gekannt haben will, Straßen enden im Nichts und selbst die Zeitung von gestern sieht heute nicht mehr unbedingt genauso aus. Immer stärker wird Stillers Ahnung, dass mit der Realität um ihn herum etwas grundlegend nicht in Ordnung ist.

25 Jahre vor „Matrix“ nimmt der Film dessen Grundidee bereits vorweg. Mit dem Unterschied, dass hier nicht echte Menschen in einer virtuellen Scheinrealität festgehalten werden, sondern die Wesen, die sich selbst für Menschen halten, in Wahrheit nur Geschöpfe des Computers sind. Es sind die alten Fragen der SF, die der Film stellt: Wann ist ein Individuum ein Individuum, muss es dafür geboren worden sein und aus Fleisch und Blut bestehen oder reicht es nicht, wenn es ein Bewusstsein von sich selbst hat? Oder um es mit einem abgewandelten Shakespeare-Zitat auszudrücken: „Wenn ich mich schneide, blute ich zwar nicht echt, aber bin ich nicht trotzdem ein Mensch, da ich doch Schmerz verspüre?“. Anders als „Matrix“ mit seinem Effekte-Overkill kommt WaD gänzlich ohne Computertricks (die gab es schlicht noch gar nicht) und auch fast ohne Special Effects aus (Ganz am Ende fliegt mal eine Hütte in die Luft.). Stattdessen gelingt es ihm, durch seine langsame, aber atmosphärisch dichte Erzählweise und seine abgefahrene Ausstattung einen ganz eigenen Sog zu erzeugen. Letztere ist ein Mischung aus Retrodesign (aus heutiger Sicht) und dem, was man sich 1973 unter zukünftiger Computertechnik vorgestellt hat: Überall hängen riesige Bildschirme an der Wand, aber die Terminals haben nicht einmal eine grafische Benutzeroberfläche, sondern reine grüne Schrift auf schwarzem Hintergrund.

Schier unglaublich ist, wer hier alles als Schauspieler dabei ist. Neben Fassbinder-regulars (die wie immer meist grottenschlecht sind) wie Barbara Valentin oder Kurt Raab treten auch hervorragende Schauspieler wie Günter Lamprecht und Gottfried John auf, sowie typische TV-Darsteller der damaligen Zeit, die man in den 70ern und 80ern in gefühlt jeder zweiten Fernsehproduktion sehen konnte, etwa Karl-Heinz Vosgerau. Irgendwann taucht dann auch noch Walter Sedlmayr auf, Peter Kern und sogar Eddie Constantine. Erstaunlicherweise funktioniert dieses diparate Ensemble sehr gut, auch die gekünstelten RWF-Darsteller passen diesmal zum künstlichen Flair der Geschichte und Löwitsch spielt den Stiller mit zunehmender Verzweiflung, irgendwo zwischen beginnendem Wahnsinn und trotziger Selbstbehauptung.

Atmosphärisch sehr passend ist auch die schräge Musik von Gottfried Hüngsberg, während Michael Ballhaus‘ Kameraarbeit eher merkwürdig wirkt. Die Einstellungen sehen meistens so aus, als hätte er absichtlich das Stativ verwackelt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Fassbinder-Filmen krankt WaD nicht am Drehbuch, das er zusammen mit Fritz Müller-Scherz geschrieben hat – das ist nämlich echt gut. Wenn es kein wirklich großartiger Film geworden ist, dann wegen Fassbinders dilettantischer Inszenierung: Nicht nur die Einstellungen wirken hingeschludert, auch die Schnitte sind eher beliebig angesetzt, manchmal auch, bevor ein Satz wirklich zu Ende gesprochen wurde. Vielleicht verstehe ich einfach das Konzept dahinter nicht, aber ich frage mich wirklich, wie ein solcher Dilettant jemals ein nicht nur berühmter, sondern weltweit anerkannter Regisseur werden konnte. Anders als bei seinen meisten anderen Werken ist diesmal aber zumindest ein guter Film dabei herausgekommen, allerdings nicht wegen, sondern eher trotz Fassbinders Regie.

Heute wirkt „Welt am Draht“ einerseits wie  eine visonäre Vorwegnahme späterer SF-Stoffe, andererseits wie eine Reise in ein längst vergangenes (West-)Deutschland. Eines, in dem es noch gelbe Telefonzellen gab und schrankgroße Computer mit Magnetbändern. Aber auch eines, in dem mal eben ein Schauspieler, der kurz vorher bei Godard (in „Alphaville“) aufgetreten war, als Gast in einem WDR-Fernsehfilm auftauchten konnte. Und in dem man mit für damalige Verhältnisse hohem Budget ein hoch philosofisches „Weltraum-Taschenbuch“ verfilmen konnte, vermutlich auch noch für die Primetime. Zumindest was Kulturprodukte angeht, ist die Zukunft selten besser als die Vergangenheit.

P.S.: Zur Premiere der restaurierten Fassung im New Yorker MoMA habe ich eine der verrücktesten Forendiskussionen gefunden, die ich überhaupt jemals gelesen habe.

In den letzten Wochen bin ich wieder in eine Materie eingestiegen, mit der ich mich im Grunde nicht mehr beschäftigt habe, seit ich mit 15 oder so das Interesse daran verlor: deutsche Fernsehkrimis aus den 80ern und 90ern. Und obwohl ich sagen muss, dass ich mit dem behäbigen Inszenierungsstil von Serien wie „Der Alte“ & Co. nichts mehr anfangen kann, entdeckt man doch manchmal ganz schräge Sachen, die sonst im Mainstreamfernsehen und -kino eigentlich nicht üblich sind (und heute auch nicht mehr möglich wären).

Beispielsweise wurden in diesen Serien gerne französische Dichter rezitiert. Gleich in der ersten Folge von „Peter Strohm“ etwa fängt der Titelheld, der von Klaus Löwitsch gespielte Privatdetektiv, aus heiterem Himmel an, Baudelaire zu rezitieren. Ähnliches passiert in der „Fahnder“-Folge „Verhör am Sonntag“, wobei es da wenigstens eine Tatverdächtige ist, die als Agentin für einen Buchverlag arbeitet.

Überhaupt der „Fahnder“: Diese Serie hatte ich 20 Jahre lang als behäbig in Erinnerung, dabei ist sie wesentlich härter (und meistens auch schneller) als etwa die ganzen ZDF-Freitagsserien von damals. Klaus Wennemann ist ähnlich wie Löwitsch auch einer dieser unterschätzen deutschen (Fernseh-)Schauspieler aus den 80ern. Hatte den echt nicht so gut in Erinnerung. Außer als Fahnder Faber habe ich den, glaube ich, auch nur im „Boot“ gesehen, und als zweiten Hauptdarsteller in dem sehr guten Schimanski-„Tatort“ „Freunde“. Wobei die Figur des Faber schon auch ein wenig an Schimanski erinnert, wenn man davon absieht, dass ersterer besser gekleidet ist (Sakko und Mantel statt Schmuddel- oder Lederjacke). Wenn man dann mal nachguckt, was Wennnemann nach seinem Ausstieg aus der Serie noch so drehen durfte, kann man ganz traurig werden ob der vertanen Chancen.

Hab jetzt endlich mal mit Dominik Grafs „Fahnder“-Folgen angefangen, und manche davon sind richtig gut. Vor allem, wenn die Bücher von den Autoren stammen, mit denen Graf auch sonst zusammen gearbeitet hat: Rolf Basedow, Günter Schütter… Schütters Folge „Nachtwache“ wirkt wie eine Vorstudie für seinen und Grafs 2005er „Polizeiruf“ „Der scharlachrote Engel“.  Statt Edgar Selge gibt hier eben Wennemann den Ermittler, der sich zu einer zwielichtigen Zeugin hingezogen fühlt, die er in ihrer Wohnung überwacht bzw. beschützt. Wie Maja Maranow nachts auf dem Dach des Hochhauses unvermittelt zu tanzen anfängt… Wie ein Riesenactionspektakel (das Hochhaus wurde angeblich in Brand gesetzt) nur im Dialog behauptet wird, und das unheimlich spannend ist, obwohl überhaupt nichts zu sehen ist…

Wer da alles in Episodenrollen dabei war: Jürgen Vogel, Hannes Jaenicke, Peter Lohmeyer. In der bisher besten gesehenen Folge  „Bis ans Ende der Nacht“ (witzigerweise auch die einzige der ganzen Serie mit einer eigenen imdb-Bewertung) gar Heinz Hoenig, Meret Becker UND Klaus Lemke (der sinnigerweise einen Puffbetreiber gibt). Hoenig spielt den einsamen Geiselnehmer mit irrem Blick, wahnsinnig gut. Faber missachtet die Anweisungen des Einsatzleiters vom Innenministerium, den er kurz vorher noch durch ein Guckloch in der Wand im Bordell bei SM-Spielen gesehen hat. Unglaublicher Dialog am Ende zwischen Faber und seinem Assistenten: „Wie ich ihn da eben [in Gedanken] vor mir gesehen habe, war er auf einmal auch mein Feind.“ – „Du redest dich um Kopf und Kragen.“ – „Deshalb sag ich’s ja nur dir.“

Oder diese ganzen kleinen Irritationen, vor denen der „Tatort“ „Frau Bu lacht“ (1995) von Graf und Schütter nur so wimmelt: Kommissar Leitmayr kommt frühmorgens nach Passau und auf den leeren Straßen kommt ihm ein Mann entgegen, der ein riesiges Holzkreuz auf der Schulter trägt… In einem Nachtclub kommt jemand in einem Hühnerkostüm auf ihn zu – und in der nächsten Szene hat er zwei rote Federn in den Haaren hängen, ohne dass das jemand zu bemerken scheint. So menschlich und so witzig wie in dieser Folge durften Nemec und Wachtveitl auch nie wieder sein.

Das Problem mit diesen alten deutschen TV-Sachen ist: Im Gegensatz zu den meisten US-Serien ist nur schwer an sie ran zu kommen. Vieles gibt es nicht auf DVD, und wenn, dann verstecken sich die Folgen von den guten Regisseuren und Autoren oft in ansonsten uninteressanten Staffelboxen. Was würde ich für eine DVD-Box mit Grafs gesammelten Fernseharbeiten geben. Oder am besten gleich das Gesamtwerk. (Von Wim Wenders gab es sowas mal auf VHS, inklusive einzelner Episoden, die er zu Beginn seiner Karriere für eine vergessene Familienserie gedreht hat.) Was man da noch alles entdecken könnte. Und als nächstes hätte ich dann gerne die Klaus Löwitsch-Box. Danke.

Ich weiß echt nicht, was alle immer mit den 70er Jahre-Fernsehkrimis des Exil-Tschechen Brynych haben. Größtenteils finde ich die zwei Folgen, in die ich jetzt mal reingeguckt habe, genauso behäbig und schauspielerisch hölzern, wie ich die ZDF-Freitagskrimiserien insgesamt in Erinnerung hatte. Die große Ausnahme: Klaus Löwitsch, der in Brynychs „Der Alte“-Folge „Sportpalast-Walzer“ einen daueralkoholisierten Kneipenwirt gibt, der vor Jahren seine Ehefrau zum Krüppel gefahren hat, sie jetzt mit einer Kellnerin betrügt und nach einem Streit denkt, sie ermordet zu haben, ohne sich aber daran erinnern zu können, dank eines Filmrisses. Löwitsch spielt alle Anderen in dieser Folge komplett an die Wand. Gesehen hatte ich von ihm wohl schon mindestens fünfzehn Jahre nichts mehr.

Damals, in den späten 80ern und frühen 90ern war er ja einer der großen Stars der deutschen TV-Krimiserien (nachdem er in den 70ern schon zu Fassbinders Stammensemble gehört hatte, u.a. in „Welt am Draht“, einem VR-Thriller, lange bevor es den Begriff Virtuelle Realität überhaupt gab): zuerst immer mal wieder in Gastrollen in „Tatort“, „Der Alte“, „Derrick“ & Co., ab 1985 dann als Hauptfigur in „Detektivbüro Roth“, „Der Hafendetektiv“ und natürlich, in seiner vielleicht bekanntesten Rolle, als „Peter Strohm“. Hin und wieder, eher selten, bekam er auch noch mal eine Rolle in einem Kinofilm, so etwa als Titelfigur in „Kaminsky – Ein Bulle sieht rot„, einem deutschen Film Noir, den ich vor Urzeiten mal im Fernsehen gesehen und als ziemlich beeindruckend in Erinnerung habe (ist natürlich nie auf DVD erschienen). Zunehmend frustriert von den mangelnden und ewig gleichen Rollenangeboten starb er Anfang des neuen Jahrhunderts.

1982 war er für eine Folge Hauptfigur des hr-„Tatorts“. „So ein Tag…“ heißt der Film von Jürgen Roland, in dem Löwitsch nicht etwa den Kommissar spielt, sondern einen Streifenpolizisten, Hauptmeister Rolfs, eine Art Schimanski in Uniform. Die Folge fängt viel versprechend an, mit einer dokumentarischen Szenenfolge aus dem Frankfurter Bahnhofsviertel. Dazu erzählt eine Stimme von dem gewaltdurchsetzten Milieu dort und dem verlorenen Posten, auf dem die örtlichen Polizisten stehen – typischer Roland-Stil also. Der ganze Film legt dann auch mehr Wert auf eine realistische Schilderung des Arbeitsalltags der Polizisten der Frankfurter Bahnhofswache als auf die Schilderung des Kriminalfalles, der sich vor diesem Hintergrund abspielt: der tägliche Frust, die kleinen Freuden, der ruppige, aber teilweise fast liebevolle Umgang mit ihrer Klientel wie Kleinganoven und Prostituierten. Rolfs ist seit mehr als 25 Jahren auf der Wache, ein Cop alten Schlages, der mitansehen muss, wie um ihn herum alles den Bach runter geht, und der trotzdem keinen anderen Posten haben will. Er liefert sich eine Art Privatkrieg mit einem reichen Bordellbetreiber, der seine Hände in allerlei kriminellen Machenschaften hat, die ihm aber natürlich niemand nachweisen kann. Die kleinen Ganoven sperrt man ein, die großen Fische kommen ungeschoren davon.

Leider kann dieser Film die hohen Erwartungen, die sein Anfang erzeugt, nicht vollends einlösen. So, wie die Geschichte des „Tatort“ ja im Grunde insgesamt eine Geschichte des Scheiterns ist, der uneingelösten Versprechen, der halbherzigen oder nie wiederholten Experimente, der einzelnen Highlights in einem Mainstream der Mittelmäßigkeit. Die immer wieder großartige Figuren hervorbrachte wie Schimanski, die sich dann meistens in unausgegorenen bis langweiligen Drehbüchern wiederfanden. Um ab und zu dann mal ein gutes abzubekommen. Auch ließ man immer mal wieder einen interessanten Regisseur wie Samuel Fuller oder Dominik Graf einen Fall inszenieren oder einen guten Autor wie Bodo Kirchhoff eine Folge schreiben, aber danach folgten dann immer wieder Dutzende von 08/15-Filmen. Und so fragt man sich dann auch am Ende von „So ein Tag…“, warum man Hauptmeister Rolfs, diesen modernen Robin Hood, nicht zur Serienfigur gemacht hat. Vielleicht, weil man kurz vorher schon Schimanski erfunden hatte, der ihm von der Attitüde und seinem Gerechtigkeitssinn her sehr ähnlich ist. Dafür bringt Löwitsch in seine Figur eine lakonische Abgeklärtheit  ein, die Schimi nie gehabt hat.

„He’s a Man“, sang Mandy Winter im Titelsong über den Helden Peter Strohm. Man kann das auch über Löwitsch so stehen lassen und noch hinzufügen „He was an actor!“, und was für einer. Wenn es im deutschen Kino der 80er/90er den Genrefilm gegeben hätte, wäre er einer seiner größten Stars gewesen (warum spielte er nie in Grafs Filmen mit?). Demnächst muss ich mir „Space Pirates“ besorgen, eine italienische Science Fiction-Version der „Schatzinsel“ (!), in der er neben Ernest Borgnine und Anthony Quinn eine Hauptrolle spielt (!!).