Mit ‘Filmzeitschrift’ getaggte Beiträge

Auf dem Düsseldorfer Bücherbummel verkauft das Filmmuseum seit gestern wieder alte Filmzeitschriften zum Schleuderpreis. Dort stieß ich auf ein Magazin, das ich noch gar nicht kannte, die Kölner „filmwärts“ aus den 80er/90ern, und zwar u.a. auf das Heft 31 vom September 1994, das zur Wiederentdeckung des Tschechen Zbynek Brynych unter Cineasten führte. Mit dem Mann, der in München seit den 60ern Dutzende Folgen von TV-Krimiserien wie „Der Kommissar“, „Derrick“ oder „Der Alte“ gedreht hatte und auch zwei skurrile Kinofilme namens „Die Weibchen“ und „Engel, die ihre Flügel verbrennen“, führten die Autoren Ertl und Knepperges ein interessantes Gespräch. Daneben werden drei seiner Film- und TV-Arbeiten in angemessen launischem Tonfall vorgestellt, darunter auch die „Kommissar“-Folge „Parkplatzhyänen“ mit einem völlig overactenden Johannes Heesters.

Noch interessanter fand ich allerdings das sehr ausführliche Gespräch mit Jim McBride im selben Heft, den Autor Olaf Möller bei einem italienischen Festival traf. Im Einleitungstext versteigt sich Möller zu der gewagten These, sein „Außer Atem“-Remake „Breathless“ sei viel besser als das Original, der ich sofort zustimmen würde. Außer diesem Richard Gere-Film kenne ich von McBride nur „The Big Easy“ mit Dennis Quaid und Ellen Berkin, der als Heranwachsender für mich fast eine Offenbarung war. Ich hätte ihn bisher eher als typischen 80er-Jahre-Hollywood-Auftragsregisseur angesehen, er hat aber auch ganz andere Sachen gemacht, u.a. einen (Soft-)Porno. In dem in einem sehr locker-persönlichen Tonfall geführten Interview enthüllt er auch, was er an Comics so liebt und warum die in seinen Filmen oft so eine wichtige Rolle spielen (ich sage nur der Silver Surfer in „Breathless“!) und woran seine geplante Verfilmung von Frank Millers „Elektra“ gescheitert ist. Danach hat man gleich Lust, sich auf die Suche nach vergessenen 80er-Jahre-Filmen zu machen.

Insgesamt erinnert mich die Themenauswahl und der sehr persönliche Schreibstil in diesem Heft (gerne in der Ich-Form) an das, was man so von den frühen „Cahiers du cinema“ gehört hat, dieses Entdecken von als reinen Unterhaltungsregisseuren abgetanen Filmemachern als Autoren. Im Internet findet man leider nicht viel über diese wenige Hefte später eingestellte Zeitschrift, immerhin hat einer ihrer ehemaligen Herausgeber ihr aber eine Facebook-Seite gewidmet. Das wünscht man sich natürlich als Magazinmacher, dass in 20 Jahren jemand alte Hefte entdeckt und darin noch einiges findet, das ihn interessiert.

Filmkritik als Systemkritik: "film"-Ausgabe April 1969

Filmkritik als Systemkritik: "film"-Ausgabe April 1969

Als ich vor ein paar Jahren auf dem Trödelmarkt einige Exemplare der 70er Jahre-Comicfachzeitschrift „Comixene“ erstand, wunderte ich mich schon einmal darüber, dass es damals ganz normal war, in einem Interview mit einem Disney-Zeichner zu fragen, ob er mit dieser Art Comics nicht den Kapitalismus verkläre oder zumindest verharmlose und dadurch eine falsche Ideologie unterstütze. Auf dem Düsseldorfer Bücherbummel bin ich vorgestern über die wohl annähernd vollständigen Jahrgänge 1968/69 der Zeitschrift „film“ gestolpert; gekauft habe ich aber nur zwei Hefte. Ich hatte vage im Kopf, dass Wim Wenders vor seiner Filmkarriere mal Kritiken für die Zeitschrift geschrieben hatte, was aber wohl nur in einem Fall stimmte, ansonsten schrieb er hauptsächlich für die „Filmkritik“ (die heute ja einen ähnlich legendären Ruf genießt wie die alte „Comixene“ in der Comicszene).

Trotzdem hochinteressant, wie Ende der 60er eine kritische Filmzeitschrift aussah: In fast jedem Artikel geht es um Kapitalismuskritik, um die Frage, wie sich das Medium Film von gesellschaftlichen Zwängen befreien , was es zum Kampf gegen die herrschende Ordnung beitragen könne etc. Beiträge über „normale“ Filme – aus Hollywood oder Unterhaltungsfilme aus Europa oder woher auch immer – gehen dabei fast unter zwischen seitenlangen Interviews mit Godard über die französischen Filmkooperativen, Artikeln über deutsche Filmemacher, die ihre eigenen Verleihinitiativen gründeten und einer Beleuchtung der amerikanischen Underground- und politische Filmemacherszene, die u.a. ihre eigenen „Newsreels“ herstellten und vertrieben, eine Art linker „Anti-Wochenschau“ über Studentenproteste, Unterdrückung ethnischer Minderheiten usw.

Neben der Themenmischung, die heute etwas anachronistisch wirkt, fällt vor allem das Vokabular der Autoren auf – da ist in jedem Artikel von „marxistisch-leninistisch“, Kulturindustrie und Verblendungszusammenhängen die Rede – und die Radikalität der Diskussion. Was heute nicht mehr möglich wäre, ohne dass der Staatsanwalt einschreiten und/oder der Autor seinen Job verlieren würde: Der damalige Leiter der WDR-Filmredaktion wirft einem ehemaligen Intendanten vor, eine faschistische Einstellung zu haben, schreibt, dass er auch gerne die Rundfunkanstalten zerschlagen würde – wenn dies denn notwendig wäre – und schildert Fälle aus seinem Berufsalltag, in denen ein bürokratischer Programmdirektor die Produktion progressiver Filme verhindert. Im gleichen Heft wirft ein anderer Autor der Zeitschrift selbst vor, den Klassenkampf zu behindern, indem neben kritischen Beiträgen irgendwelche Fotostrecken von Filmstars abgedruckt würden. Das sei falsche Liberalität, die echtem sozialistischem Bewusstsein entgegenstünde.

Zum Jahreswechsel 1969/70 wurde dem Verleger das Treiben auf den Seiten der von ihm finanzierten Zeitschrift wohl zu bunt, und er entließ den Chefredakteur Werner Kließ. Die Debatte darüber fand wiederum auf den Seiten der Zeitschrift selbst statt, wie in einem interessanten Blogbeitrag auf newfilmkritik.de nachzulesen ist.  „film“ wandelte sich demnach in der Folge in ein belangloses Film- und TV-Magazin und wurde kurz darauf eingestellt – interessanterweise bevor mit dem „Neuen Deutschen Film“ ein gesellschaftskritisches und ästhetisch weitgehend „anti-kommerzielles“ Kino aus Deutschland seinen weltweiten Siegeszug antrat. (Dass der so linke Chefredakteur später Redakteur beim ZDF wurde und dort für belanglose Krimiserien wie „Derrick“ und „Der Alte“ verantwortlich war, ist dann eine ganz andere Fußnote der deutschen Filmgeschichte, aber natürlich auch irgendwie bezeichnend für den „Marsch durch die Institutionen“.)

Klar wirkt vieles von dem, was man in den alten Heften so liest, für einen damals nicht einmal geborenen Leser heute unfreiwillig komisch und naiv. Trotzdem ist mir das insgesamt noch allemal lieber als die Belanglosigkeit, die heute im überwiegenden Teil der Kulturzeitschriften so herrscht. Da geht es ja etwa bei den Kinozeitschriften meistens nur noch um filmästhetische, -dramaturgische und -historische Aspekte, vielleicht noch um filmökonomische, aber fast gar nicht mehr um gesellschaftliche. Eine echte Bereicherung ist hier „Cargo“, wo zumindest versucht wird, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Rückwirkungen des Mediums nicht auszublenden. Bei Zeitschriften zu anderen Medien fällt mir gar kein entsprechendes Beispiel ein. Die wiederbelebte „Comixene“ ist völlig unpolitisch, im Musikbereich kenne ich da auch nichts Entsprechendes. Manchmal denke ich beim Lesen solch alter Zeitschriften nostalgisch, man müsste mal wieder Andreas C. Knigge eine Comiczeitschrift machen lassen oder Wim Wenders eine Kinozeitschrift. Wobei ich auch nicht weiß, wie viel von deren politischem Bewusstsein heute noch übrig ist.

Was die Autoren von „film“ grandios fanden: die Italo-Western von Sergio Corbucci, weil die angeblich die zynische Gewalttätigkeit des Kapitalismus‘ widerspiegelten. Was ich noch über die damalige Filmszene gelernt habe: der „Schwedenfilm“ erfreute sich großer Beliebtheit unter den Zuschauern, gemeint waren damit Soft-Erotikfilme aus Skandinavien. Und Bergman sei angeblich auch reaktionär gewesen, zumindest was seine Sexualmoral anginge. Aber das ist dann wieder eine ganz andere Geschichte.

Zitat des Tages

Veröffentlicht: 11. Juni 2010 in Film, Print
Schlagwörter:

„Der europäische Western ist viel gewalttätiger als der amerikanische. Aber in Europa ist nur das Kino gewalttätig, in Amerika ist die Gewalt allgegenwärtig.“ (sinngemäß)

Aus dem Vorspann eines Interviews mit „Leichen pflastern seinen Weg“-Regisseur Sergio Corbucci in der Zeitschrift „film“, 1969.

Was mich an allen etablierten Filmzeitschriften in Deutschland stört, ist der Platz, den sie aktuellen Filmkritiken einräumen. Bei „epd Film“ gehen dafür gerne mal 23 von 68 Seiten drauf, also mehr als ein Drittel. Oft beginnt der Teil mit den Kritiken schon vor dem Heftfalz, also vor der Mitte des Heftes. Nach den Filmkritiken kommen dann nur noch DVDs, Bücher, TV-Tipps, also im Grunde auch Kritiken, so dass diese dann insgesamt rund die Hälfte des Heftes ausmachen. Ähnlich sieht es beim „Schnitt“ aus, der zwar insgesamt mehr Seiten hat, aber auch das Problem, nur alle drei Monate zu erscheinen, was dann auch zu noch mehr Filmkritiken führt, sowie beim „film-dienst“. Der erscheint zwar sogar alle 14 Tage, hat aber dafür den Anspruch, wirklich jeden Film zu besprechen, der in Deutschland (und der Schweiz) im Kino, auf DVD oder im Fernsehen rauskommt, was wiederum zu einem Wust von Kritiken führt.

Jetzt mal ehrlich: Wer soll eigentlich diese ganzen Kritiken lesen? Wer sich gezielt über einen bestimmten Film informieren will oder auch nur darüber, was denn aktuell so in den Kinos läuft, wird wahrscheinlich eher auf eine Internetseite gehen, z.B. auf filmstarts.de o.ä. Andere, die sich nicht so stark fürs Kino interessieren, sondern eher Gelegenheitsgänger sind, werden sich mit den wöchentlichen wenigen Kritiken in ihrer Tageszeitung oder in allgemeinen Zeitschriften zufrieden geben. Und wer wirklich so filmverrückt ist, dass er sich eine Fachzeitschrift kauft, möchte der dann unbedingt dort auch noch über (fast) jeden neuen Film eine Kritik finden? Ich glaube ehr nicht.

Das Problem ist doch, dass es unheimlich ermüdend ist, mehr als zwei, drei Kritiken hintereinander zu lesen. Und zu den meisten Filmen, die da vorgestellt werden, hat man entweder vorher schon irgendwo eine gelesen oder wird das spätestens in der Woche, in der der jeweilige Film dann wirklich in die Kinos kommt. Andere Filme, die in den Fachzeitschriften besprochen werden, sind so speziell, dass sie in 90 bis 99 Prozent aller deutschen Städte eh nie ihren Weg auf eine Kinoleinwand finden. Was nützt es mir dann, dazu Kritiken zu finden, die eh im Wust der ganzen anderen untergehen. Und der Platz, den diese Überfülle an aktuellen Besprechungen wegnimmt, fehlt dann für Berichte und ausführlich behandelte Themen.

Kauft sich irgendjemand eine Filmzeitschrift hauptsächlich, um Kritiken zu aktuellen Neustarts zu lesen? Oder will man darin nicht vielmehr etwas lesen, was man in der Tagespresse und im Internet halt nicht so häufig (oder gar nicht) findet? Nämlich Hintergrundberichte, Analysen, Porträts von Filmschaffenden, vielleicht auch ausführliche Interviews. Das ist es doch, was solche Zeitschriften für den Filmliebhaber wirklich interessant macht.

Dass es auch anders geht, beweist z.B. das Schweizer „Filmbulletin“, das in jedem Heft nur eine Handvoll Neustarts bespricht. Der überwiegende Teil der Zeitschrift ist den ausführlichen Themenstrecken gewidmet. In der noch relativ neuen „Cargo“ gibt es überhaupt keinen Teil mit aktuellen Kinokritiken. Ist ein neuer Film besonders interessant, wird er ausführlich besprochen, manchmal auch im Zusammenhang mit anderen neuen Filmen, wenn es sich thematisch anbietet. Sonst halt gar nicht. Das hat nicht nur den Vorteil, dass so im Heft Platz gewonnen wird für längere Texte zu anderen Themen. Es wird auch eine Auswahl getroffen: Der Leser weiß, dass es sich schon um einen besonders interessanten Film handeln muss (nach Meinung der Redaktion natürlich), wenn er überhaupt in diesen Zeitschriften vorgestellt wird. Da liest man dann die wenigen Kritiken auch gerne, statt sich durch den Wust der Neuvorstellungen in den anderen Filmzeitschriften zu kämpfen.

Gerade in Zeiten, in denen die nächste (kostenlose) aktuelle Kinokritik im Netz immer nur einen Klick entfernt ist, sollten sich die Filmzeitschriften auf ihre wahren Stärken besinnen und endlich Mut zur Vorauswahl fassen: nicht, indem sie nur ein oder zwei Sterne vergeben, sondern indem sie nur die wirklich interessanten Filme ausführlich besprechen (das kann natürlich auch mal ein ambitioniert oder grandios gescheiterter Film sein) und die ganzen mittelmäßigen und belanglosen einfach ignorieren.

Kleinteiliges Cover, aber das Ganze im Blick: die erste Ausgabe von Cargo

Kleinteiliges Cover, aber das Ganze im Blick: die erste Ausgabe von "Cargo"

Vor ein paar Tagen wurde bei Bayern2 noch beklagt, es gebe in Deutschland keine Filmzeitschrift, die dem Anspruch der französischen „Cahiers du cinéma“ entsprechen würde. Als Annäherung daran wurde zumindest „Schnitt“ bezeichnet. Das leidet mMn daran, dass es oft zu (pseudo-)wissenschaftlich geschrieben ist und dass die Schwerpunktthemen meistens einfach zu abseitig sind. Meine Lieblingsfilmzeitschrift ist ja „epd Film“. Die schafft mMn den Spagat zwischen Anspruch und Unterhaltung, zwischen Autoren- und Blockbusterkino, zwischen lesbaren Texten und filmwissenschaftlicher Theoretisierung am besten. In der Schweiz gibt es noch das sehr schöne „filmbulletin“. Daran gefällt mir vor allem, dass hier auf Aktualität weitgehend verzichtet wird. Stattdessen schreiben die Autoren einfach über das, was sie interessiert, unabhängig davon, ob es gerade einen neuen Film des behandelten Regisseurs, Schauspielers etc. gibt. Da widmet man sich dann halt mal auf 15 Seiten Ingmar Bergman, und zwar ein Jahr, bevor dieser gestorben ist. Leider bekommt man dieses Heft in Deutschland so gut wie nirgendwo.

Durch einen taz-Artikel bin ich gestern auf eine neue deutsche Filmzeitschrift gestoßen: „Cargo – Film/Medien/Kultur“ ist ein ambitioniertes Magazin, ohne großen Verlag im Hintergrund, das das Medium Film vor allem als Kulturgut sieht. Ungewöhnlich ist schon der Titel, der aber gleich auf der Titelseite erklärt wird: „Film ist in der Gegenwart zu einem Frachtgut geworden, das an unterschiedlichen Orten versandt und gelöscht wird…“ Äh, ja… Im Editorial wird der eigene Anspruch dann etwas verständlicher formuliert:

„Wir interessieren uns für Theorie und Attraktion, Personen und globale Zusammenhänge. Immer noch ist Film ein Schlüssel zu unserem Leben in Gesellschaft … (und in der Geschichte), ein allgegenwärtiges Medium, das in Bildern, Tönen, Schnitten, Gesichtern, Körpern denkt, das uns unterhält und erregt, immer wieder große Erlebnisse verschafft und uns mit der Welt verbindet.“

In „Cargo“ geht es fast ausschließlich um Autorenfilme. Popcornfreunde werden hier nicht bedient. Dafür haben die Macher Gespür für Themen, die noch nicht durch ein Dutzend anderer Medien gegeistert sind: Eine große Reportage begleitet Dominik Graf bei den Dreharbeiten für seine erste TV-Serie, ein Dossier beschäftigt sich auf acht Seiten mit der gerade zu Ende gegangenen US-Serie „The Wire“. Das sind auch die Höhepunkte des Heftes. Während die Reportage sehr gut geschrieben ist, neigt Daniel Eschkötter in seiner „The Wire“-Analyse leider zu einer geschwurbelten Sprache, die das Verständnis nicht gerade erleichtert. Aber spätestens mit den weiteren Artikeln des Dossiers, die den Blick nicht nur auf neue Werke der Serienmacher lenken, sondern auch auf einen Soziologen, der Feldforschung in amerikanischen Ghettos betreibt, um Bücher über die Untergrund-Ökonomie des Drogenhandels und die soziale Realität in US-Armenvierteln zu beschreiben, geht der Ansatz der Redaktion voll auf: Film nicht als isoliertes Medium zu betrachten, sondern als Ergebnis gesellschaftlicher Vorgänge.

Der Redaktion ist es gelungen, einige bekannte Namen für ihre Zeitschrift zu gewinnen: Popkultur-Papst Diedrich Diederichsen schreibt empathisch über den neuen französischen Film „35 Rum“, FAZ-Filmkritiker Michael Althen eine nette Geschichte über Mickey Rourke. Texte wie die DVD-Kritik zu Werner Herzogs Antarktis-Doku erinnern mich in ihrem Schreibstil stark an ganz alte Vorbilder: an Wim Wenders etwa, der solche Filmkritiken für die legendäre „Filmkritik“ geschrieben hat, bevor er selbst ein berühmter Regisseur wurde. Das ist nicht das schlechteste Vorbild.

Weniger interessieren mich die Artikel über Videokunst und Filmtheorie. Aber es finden sich auch so genügend interessante Texte, über DVDs, Filmbücher – und Kolumnen zu Medien wie Comics und Fernsehen. Vor allem ist „Cargo“ nicht 08/15. Das fängt mit dem Layout an, dass zwischen Bleiwüste und originellen Einfällen schwankt.  Und endet mit einer ungewöhnlichen Rubrik wie dem „Starsystem“, das die Verflechtungen zwischen Produzenten, Schauspielern und Politikern aufzeigt.

Insgesamt ist „Cargo“ mir etwas zu theorielastig; einige Texte sind einfach zu verschwurbelt geschrieben und ohne Fremdwörterlexikom kaum zu verstehen. Aber das Magazin macht Lust auf Kino. Nach dem Lesen der Artikel möchte man am liebsten sofort den neuen Film von Claire Denis sehen – oder sich die kompletten fünf Stafeln von „The Wire“ runterladen. Das ist auf jeden Fall schon mal einer der Hauptzwecke, den eine Filmzeitschrift erfüllen sollte. Den großen Rahmen aufzuzeigen, den gesellschaftlichen Kontext, Film als Mittel sozialer Auseinandersetzungen zu erklären, ist ein anderer wichtiger Zweck, den in Deutschland sicher immer noch zu wenige Zeitschriften erfüllen. Diese Nische versucht „Cargo“ zu füllen. Die Frage ist, ob genügend Leute bereit sind, dafür alle drei Monate den doch recht happigen Preis von 8 Euro 90 zu bezahlen. Und ob sie das Heft überhaupt finden. Außer am Hbf habe ich es in Düsseldorf in keiner großen Buchhandlung kaufen können, und da lag es auch versteckt in der obersten Reihe hinter anderen Kinozeitschriften.