„Question is: Do we need a DAILY newspaper?
It seems certain that we don’t need it, if it looks like the ones we have today.“
Thomas Knüwer will mit englischsprachigen Autoren ins Gespräch kommen, und schrieb deshalb einen englischen Text über seine Ansichten über die Zukunft der Zeitung. Zumindest, was die redaktionelle Seite angeht (das mit dem Anzeigengeschäft kann ich nicht beurteilen), hat er mit fast allem Recht. Auch ich finde, dass die Verleger genau den falschen Weg gehen, wenn sie die Texte immer kürzer, die Fotos immer größer und die Informationen immer oberflächlicher machen, wenn sie versuchen, dem Weltgeschehen von gestern und vorgestern hinterherzurennen, statt eigene Themen zu setzen und Hintergründe zu liefern, die man im Internet meistens eben nicht bekommt.
Wie man es richtig macht, zeigt seit Jahren „Die Zeit“, die auch Knüwer als Beispiel nennt. Auch die FAS ist ja ein wirtschaftlicher Erfolg. Ich denke, dass es diese (und ähnliche) Zeitungen sind, die die Zeitungskrise auch überleben werden. Andere Qualitätszeitungen wie SZ oder FAZ werden vermutlich irgendwann ihr Erscheinen auf ein oder zwei Mal in der Woche umstellen müssen. Die Masse der Regionalzeitungen wird in einigen Jahrzehnten hingegen nur noch als Marke im Internet existieren – wenn überhaupt. Spätestens wenn die Mehrzahl der heute 50-80-Jährigen weggestorben ist, wird es keine Zielgruppe für diese 08/15-Blättchen mehr geben. Wer heute als 20- oder 30-Jähriger keine Regionalzeitung liest, wird damit auch mit 40 oder 50 nicht anfangen. Und die Kiddies, die heute zur Schule gehen und mit StudiVZ und SpOn aufwachsen, schon gar nicht. Alles Andere ist sich selbst in die Tasche lügen von beratungsresistenten Verlegern.
Dass es trotzdem schade wäre, wenn es irgendwann gar keine oder nur noch ganz wenige Zeitungen gäbe, ist klar. Weil Print ein ganz anderes, auch optisches Erleben ermöglicht, als lange Artikel am Bildschirm zu lesen. Ob ich es allerdings vermissen würde, wenn es keine küchentischgroßen ausfaltbaren Altpapierstapel mehr zu lesen gäbe, wage ich zu bezweifeln. In ihrem jetzigen Format sind Zeitungen, insbesondere, wenn sie das Hamburger Format haben, wie „Zeit“, SZ und FAZ, ein Anachronismus, der eigentlich durch nichts zu rechtfertigen ist. Roger Köppel ist hier mit seiner „Weltwoche“ genau den richtigen Weg gegangen, indem er die traditionsreiche Schweizer Wochenzeitung auf das Magazinformat umgestellt hat. Auch die FR und ihr Tabloidformat könnte man als Vorbild nehmen, aber warum eigentlich immer noch auf Zeitungspapier und ungeheftet? Ich wage mal zu behaupten: Die Zukunft der Zeitung ist nicht nur inhaltlich das Magazin, sondern auch vom äußeren Erscheinungsbild her.