Am Jahresende bricht wieder in sämtlichen Medien der Listenwahn aus, und weil auch schon wieder ein Jahrzehnt zuende geht, kommt es dieses Jahr wieder besonders dicke. Da möchte ich natürlich nicht zurückstehen. Deshalb hier mein Rückblick auf einige kulturelle Highlights des ausklingenden Jahres.
Kinotechnisch war 2009 ein äußerst schwaches Jahr (oder es liegt einfach an meinem Alter, dass mich kaum ein neuer Film so richtig begeistern konnte). Meine Top 5 der besten Filme 2009:
1. Der Knochenmann – „Komm, süßer Tod“ war super, „Silentium“ so làlà, die dritte Wolf Haas-Verfilmung mit Josef Hader als Brenner genial: blutig, brutal, sarkastisch, aber auch voll skurrilen Humors und tiefer Menschenliebe (Man könnte sagen: Sie sind solche Arschlöcher, man muss sie einfach gernhaben.). Hader und Bierbichler liefern sich ein österreichisch-deutsches Duell der Spitzenschauspieler, das keinen eindeutigen Sieger hervorbringt.
2. The Boss of it all – ist eigentlich schon mehrere Jahre alt, fand aber erst Anfang dieses Jahres seinen Weg in vereinzelte deutsche Programmkinos – warum, versteht kein Mensch. Lars von Triers erste richtige Komödie ist nämlich wahnsinnig lustig, dazu noch höchst gesellschaftskritisch und mit der ein oder anderen Metaebene gespickt. Schöne neue Arbeitswelt, in der sich alle lieb haben, aber letzlich doch der Chef am längeren Hebel sitzt.
3. Star Trek – Nichts interessierte mich weniger als Kirks alte Crew, dann kam J.J. Abrams und brachte das Kunststück fertig, einen modernen SF-Film mit mehr als 40 Jahre alten Figuren abzuliefern. Sie mögen anders aussehen, aber vom Charakter her sind sie noch ganz die Alten. Ein fast perfekter Unterhaltungsfilm.
4. Looking for Eric – Hätte ich auch nicht gedacht, dass ich mal eine Komödie so gut finden würde, in der es u.a. um einen Fußballer geht. Witzig, menschlich, anrührend, Mut machend: Ken Loachs Film ist das alles.
5. Antichrist – Was ich inhaltlich von diesem Film halten soll, weiß ich immer noch nicht. Aber er hat mich nachhaltig beeindruckt und so verstört, wie wohl kein anderer (neuer) Film in diesem Jahr. Filmisch brilliant, schauspielerisch eine tour de force, vor allem von Charlotte Gainsbourg. Bei Lars von Trier muss man den ganzen Weg mitgehen, aber es lohnt sich, dazu bereit zu sein.
Meine besten Serien, die ich 2009 gesehen habe:
1. Battlestar Galactica, Staffel 4 – ein alles in allem doch befriedigendes Ende für eine der intelligentesten und fesselsten SF-Serien ever
2. The West Wing – hätte nicht gedacht, dass ein Kammerspiel über US-Politik so unterhaltsam sein kann
3. Californication – böse und respektlos, aber saugut
4. Carnivàle – Mystery auf erschreckend hohem Niveau. Visuell ganz großes Kino.
5. Rome – Ganz große Tragik zum Serienende.
Positivste Überraschungen auf dem Print-Markt 2009:
– die neue Filmzeitschrift „Cargo“
– der Relaunch des „Freitag“, der mich dazu gebracht hat, zum ersten Mal seit 12 Jahren eine Zeitung zu abonnieren (und zum ersten Mal überhaupt eine Wochenzeitung)
Traurigste Entwicklung auf dem Print-Markt 2009:
– kein neuer „Liebling“ (mehr) erschienen