Das Kinojahr fing für mich ganz gut an, ließ dann stark nach und endete nach fünfmonatiger Kinopause doch noch versöhnlich. Meine Top 5:
1.Birdman (Alejandro González Inárritu, USA)
Das grandiose Comeback des Michael Keaton (als Batman-Darsteller eh völlig unterschätzt) in einem sehr dynamischen Film von Alejandro Inárritu, der ja sowieso nie schlecht ist.
2. Love (Gaspar Noé, F)
Noé geht es immer um das große Ganze, um den Widerstreit zwischen inneren Dämonen und dem Reinen, Wahren, Schönen im Menschen. Mit der Vision eines wahren Künstlers setzt er das in Bilder um, die es sonst nicht (mehr) auf der Kinoleinwand zu sehen gibt. Alleine das ist schon ein Grund, sich seine Filme dort anzusehen. Er versteht es in den Zeiten des formelhaften Arthousekinos, wirklich noch zu überraschen und innovativ zu sein.
3. Star Wars VII – Das Erwachen der Macht (J.J. Abrams, USA)
Nach dem ersten Trailer war ich verhalten optimistisch und der Film hat alle Erwartungen erfüllt. Abrams hat fast alles richtig gemacht und böse sein kann man diesem Film schon deshalb nicht, weil hier erstmals die weibliche Hauptfigur die (im doppelten Sinn) stärkste ist. Das alte Star-Wars-Gefühl war von Anfang an wieder da und im Vergleich sehe ich jetzt erst, wie misslungen die Prequel-Trilogie (vielleicht mit Ausnahme der zweiten Hälfte von Ep. III) wirklich war.
4. Das ewige Leben (Wolfgang Murnberger, A)
Nicht ganz so genial wie „Der Knochenmann“, aber ich habe (vor allem am Anfang) sehr gelacht. Sehenswert auch die langsamste Verfolgungsjagd der Filmgeschichte, den Grazer Schlossberg hoch (den ich nur halb geschafft habe). Unter aller Absurdität ist die Story in all ihrer ödipalen Tragik übrigens purer Chandler.
5. Die Lügen der Sieger (Christoph Hochhäusler, D)
Christoph Hochhäuslers endgültige Emanzipation von der Berliner Schule ist ein Beleg dafür, dass es möglich ist, auch im deutschen Kino mit den Mitteln des Thrillers spannende Geschichten zu erzählen, ohne dafür intellektuellen Anspruch und Gestaltungswillen aufgeben zu müssen. Die Stilsicherheit, die er dabei inzwischen an den Tag legt, ist beeindruckend.
Beste Regie: Gaspar Noé für „Love“
Bestes Drehbuch: Alejandro González Inárritu & Co. für „Birdman“
Bester Darsteller: Michael Keaton
Beste Darstellerin: Nora von Waldstätten als durchgeknallte Psychologin in „Das ewige Leben“
Beste TV-Darstellerin: Vorjahressiegerin Ruth Wilson teilt sich die Ehre diesmal mit „The Affair“-Kollegin Maura Tierney
Bester TV-Darsteller: Dominic West war in „The Affair“ auch sehr gut, ebenso Jon Hamm in seinen letzten „Mad Men“-Folgen
Meine Lieblingsserien des Jahres gibt es dann zwischen den Jahren auf Fortsetzung.tv.