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Jahresbestenliste 2017

Veröffentlicht: 29. Dezember 2017 in Film
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Siebzehn

Abb.: Salzgeber

Im Gegensatz zu anderen Gleichaltrigen in meinem Bekanntenkreis war ich dann dieses Jahr im Durchschnitt doch wieder etwa eineinhalb Mal im Kino. Davon ganz gegen meine Gewohnheit in fünf mehr oder weniger als Blockbuster angelegten Spektakelfilmen, von denen ich vier sogar gut fand. Zwei davon haben es auch in meine Top 5 geschafft:

5. Aus dem Nichts (Fatih Akin, D)

Meine persönliche Akin-Serie reißt nicht ab, auch nach seinem neuesten habe ich noch keinen schlechten Film von ihm gesehen. Dieser ist über weite Teile fast minimalistisch inszeniert mit langen Sequenzen, die nur im Gerichtssaal oder im Haus der Hauptfigur spielen. Die Hinterbliebene eines rassistischen Bombenattentats kommt einem dabei ganz nahe, so dass man ihre grenzenlose Verzweiflung fast nachfühlen kann. Diane Kruger erweist sich als erstaunlich gute Schauspielerin, die den Film fast alleine trägt.

4. Wonder Woman (Patty Jenkins, USA)

Ich hatte nach den euphorischen Kritiken noch etwas mehr erwartet, bis auf den etwas überflüssigen Endkampf ist DC/Warner hier aber tatsächlich ein fast makelloser Superheldenfilm gelungen. Neben der fantastischen Hauptdarstellerin Gal Gadot, die Humor und Stärke gleichermaßen einbringt, ist das vor allem dem ungewohnten Setting zu verdanken: die idyllische Fantasywelt der Amazoneninsel und im Kontrast dazu das Elend des Ersten Weltkriegs. Und die Chemie zwischen Gadot und Chris Pine hat schon Screwball-Qualität.

3. Valerian und die Stadt der tausend Planeten (Luc Besson, F)

Frankreichs Antwort auf Star Wars zeigt, wie viel Spaß eine effektgeladene Space Opera machen kann, wenn man das Ganze nicht so ernst nimmt. Als Kenner der Comicvorlage hatte ich im Vorfeld arge Bedenken, vor allem wegen Luc Besson, dessen Filme ich immer von sehr schwankender Qualität fand. Bis auf die etwas zu oberflächlichen Dialoge machte er bei diesem Herzensprojekt aber alles richtig. Die fantastischen Welten sehen auch fantastisch aus, mir gefiel diese kindliche Freude am hemmungslosen Fabulieren und zum Schluss gibt es sogar noch überzeugende Sozialkritik, wie man sie auch immer in den Comics fand.

2. Körper und Seele (Ildikó Enyedi, H)

Eine ruhige, poetische Liebesgeschichte zwischen zwei unsicheren Seelen, einfühlsam und mit leisem Humor erzählt. Dazu wunderschöne Bilder von Hirschen, Wald und Gebirgssee, die das Innenleben der Figuren spiegeln. Alexandra Borbély hat für ihre Rolle völlig zu Recht den Europäischen Filmpreis als beste Darstellerin bekommen.

1.Siebzehn (Monja Art, A)

Ein großartiger Coming-of-Age-Film aus der österreichischen Provinz. Mühelos fließt der Schnitt von Figur zu Figur des großen Ensembles, von Dialog zu Dialog, und irgendwie kreist doch alles um Paula (Elisabeth Wabitsch), die ratlos durch ihr Leben treibt und in die sich dennoch alle verlieben. Ihre Verwirrung, ihre Sehnsucht kann man auch als Über-40-Jähriger wunderbar nachvollziehen.

Siebzehn

Abb.: Salzgeber

Es ist Sommer. Sommer in der niederösterreichischen Provinz, in Lanzenkirchen im Bezirk Wiener Neustadt, einem Kaff, das gerade so weit weg ist von der Hauptstadt, das man ein anderes Leben in der Metropole noch erahnen kann, aber dann doch wieder so weit weg, dass man als Jugendlicher meist doch nur bis zur Dorfdisko kommt. Paula geht aufs örtliche Internat, wohnt aber zuhause mit ihrem behinderten Vater und der älteren Schwester, die sich um nichts kümmert. Sie ist eine jene Schülerinnen, von denen schon mit 17 klar ist, dass ihr die geistige Enge ihrer Umgebung schnell zu viel werden wird. Trotzdem befürchtet sie, dort hängenzubleiben, weil sonst niemand bereit sein wird, sich um den Vater zu kümmern. Angedeutet wird das nur in zwei, drei Szenen, den einzigen, in denen überhaupt die Peergroup der MitschülerInnen und der Clique verlassen wird. Von den Familien der übrigen ProtagonistInnen erfahren wir überhaupt nichts. Es ist schließlich kein Problemfilm, den die Debütantin Monja Art hier vorgelegt hat.

Eher eine österreichische Variante der Nouvelle Vague, ganz in die Gegenwart transponiert. Nicht unbedingt stilistisch, dazu ist ihr Film nicht experimentell genug. Aber von der Art, wie sie Beziehungen in Szene setzt, Figuren miteinander verknüpft. Da gibt es keinen roten Faden, keine klassische Erzähldramaturgie im engeren Sinne. Es ist eher ein Flow von Momenten, von kurzen Einblicken in die Leben und Gefühlslagen eines ganzen Ensembles an Figuren, die aber (fast) alle um Paula kreisen. Die von Elisabeth Wabitsch wunderbar verkörperte Paula treibt eher durch ihr Leben, als dass sie bewusste Entscheidungen träfe, übt aber auf gleich ein halbes Dutzend ihrer MitschülerInnen (und einen Lehrer) eine Anziehungskraft aus, der sie sich vermutlich selbst nicht bewusst ist. Seltsamerweise bleibt sie selbst trotzdem lange ohne PartnerIn, obwohl alle um sie herum ständig Sex zu haben scheinen. Aus der Menge an möglichen love interests schält sich langsam Charlotte (Anaelle Dézsy) heraus, die Paula von Anfang an heimlich mit sehnsüchtig verzehrenden Blicken beobachtet. Aber Charlotte ist trotzdem weiter mit Michael zusammen, der ein Jahr älter ist und bald Abitur macht.

Paula lässt sich zuerst mit dem schüchternen Nerd Tim (Alexander Wychodil) ein, weniger aus Anziehung als aus Gelegenheit, weil es nach einem heftigen Regenguss in dessen Zimmer nichts Besseres zu tun gibt. Später lässt sie sich von Lilli (Alexandra Schmidt) verführen, die als typisches Schulbiest mit allen spielt und immer einen kecken Spruch auf den Lippen hat. Wirklich böse ist sie aber nicht. Lilli ist nur eine der Figuren, die oberflächlich betrachtet den stereotypen Chrakteren entspricht, die man aus jedem US-amerikanischen High-School-Film kennt. Da sind etwa auch noch Kathrin (Vanessa Otzinger), Paulas beste Freundin, die immer zuviel redet, oder der sportliche, gut aussehende Marvin. Was den Film neben den hervorragenden JungdarstellerInnen so authentisch macht, dass man sich selbst ständig an seine eigene Schulzeit zurückerinnert, sind vor allem die Dialoge. Die Teenager reden so, wie man eben redet, wenn man jung und humanistisch gebildet ist und gerade erst das Denken entdeckt hat: mal pseudo-tiefgründig über die Gewissheit, dass die Erde eh in ein paar Millionen Jahren verglühen wird (mit der Landstraße, über die man gerade fährt, und allem) oder betroffen über Zwangsheiraten in Indien, dann wieder pubertär über die Frage, ob es im Leben nur Sex gibt oder doch auch Liebe. Und keiner spricht so schön im Französischunterricht über „Madame Bovary“ wie Paula. Kein Wunder, dass sich selbst ihr Lehrer in sie verliebt (Christopher Schärf, der einzige Austro-„Star“ in diesem Film). Auch in den Dialogen ist Art ganz nah bei Truffaut, man denke nur an den kleinen Antoine Doinel, der schon als Kind Balzac verehrt.

Hervorheben muss man auch die audiovisuelle Ebene des Films: Nie hat man das Gefühl, hier ein Spielfilmdebüt zu sehen. Die Regisseurin ist unheimlich souverän im Einsatz der filmischen Mittel. Die Kamera fängt genau so viel von der Landschaft ein, dass man ein Gefühl für die Orte bekommt, ohne den Eindruck zu gewinnen, die Handlung könne nicht auch ganz woanders spielen. Der Schnitt ist fast unsichtbar, die Handlung fließt von Szene zu Szene und trägt einen mit, bis man gar nicht mehr anhalten will. Das hätte auch noch zwei Stunden so weitergehen können.

Obwohl der Film vom auf queere Filme spezialisierten Salzgeber-Verleih vertrieben wird, spricht er eine Zuschauerschaft an, die weit über eine entsprechende Zielgruppe hinausgeht. Ja, hier lieben Frauen Frauen, die gleichen lieben meist auch Männer. Das thematisiert aber im Grunde nie jemand explizit, es ist auch nie mit Mobbing oder Diskriminierung verbunden. Was hier praktiziert wird, ist das Aufheben der Heteronormativität als Normalität. Jede(r) kann jede(n) lieben und das ist auch gut so. Manchmal ist der Film dabei ganz schön sexy, aber ohne jeden Voyeurismus. Alleine, wie die Kamera die Blicke lenkt und die der Figuren nachvollzieht, spricht oft schon Bände. In seinen besten Beiträgen vermag es das Comig-of-Age-Genre mehr über das Leben auszusagen als die meisten anderen Filme. Monja Art ist das auf großartige Weise gelungen.

Jahresbestenliste 2016

Veröffentlicht: 31. Dezember 2016 in Film
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Meine Kino-Top-5:

5. Tschick

Als einer der anscheinend wenigen Deutschen, die den Roman nicht gelesen haben, konnte ich an der Verfilmung überhaupt nichts Negatives finden. Ein ebenso vergnüglicher wie an manchen Stellen berührender Road Trip mit drei tollen Hauptdarstellern – und ich konnte mich so gut in den erzählenden Teenager hineinversetzen. Damit bleibt die Serie ungebrochen, dass Fatih Akin in meinen Augen noch keinen schlechten Film gemacht hat.

4. Wild

Eine Frau bricht aus ihrem tristen Alltag aus und lässt das, was wir Zivilisation nennen, Schritt für Schritt hinter sich. Ein mutiger, ein origineller, ein erfrischender Film von Nicolette Krebitz, der zeigt, wie deutsches Kino auch sein kann, wenn es sich mal an etwas Anderes herantraut als an Literatur- und Historienfilme oder Berliner Nabelschaubetrachtungen.

3. Sing Street

John Carney hat es einfach drauf, perfekte Musikfilme zu inszenieren. Diesmal hat er sich noch einmal selbst übertroffen, denn dieser Film über eine nicht gerade leichte Jugend im Dublin der 80er Jahre vereint Humor, Romantik, großartige Songs und Sozialkritik zu einer Mischung, bei der man ständig aufspringen und mittanzen möchte.

2. 24 Wochen

Noch ein deutscher Film,von Anne Zorah Berrached einfühlsam und ungemein berührend inszeniert. Als junge Mutter, die sich entscheiden muss, ob sie ihr behindertes und mit einem schweren Herzfehler geschlagenes Baby spätabtreiben oder doch zur Welt bringen will, feiert Julia Jentsch ein eindrucksvolles Comeback. Am Ende konnte ich mir die Tränen kaum verkneifen.

1.Room

Mutterliebe ist stärker als die grausamsten Lebensumstände und manchmal kann ein Raum die ganze Welt sein. Bei dieser Geschichte hätte der Film ganz leicht in Exploitation abrutschen können, tut dies dank der behutsamen Regie von Lenny Abrahamson aber nie. Brie Larson wurde für die Hauptrolle völlig zu Recht mit dem Oscar ausgezeichnet und ist auch meine Filmschauspielerin des Jahres.

Beste Regie: Nicolette Krebitz für „Wild“

Bestes Drehbuch: Emma Donoghue für „Room“

 

Jahresbestenliste 2015

Veröffentlicht: 19. Dezember 2015 in Film, TV
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Das Kinojahr fing für mich ganz gut an, ließ dann stark nach und endete nach fünfmonatiger Kinopause doch noch versöhnlich. Meine Top 5:

1.Birdman (Alejandro González Inárritu, USA)

Das grandiose Comeback des Michael Keaton (als Batman-Darsteller eh völlig unterschätzt) in einem sehr dynamischen Film von Alejandro Inárritu, der ja sowieso nie schlecht ist.

2. Love (Gaspar Noé, F)

Noé geht es immer um das große Ganze, um den Widerstreit zwischen inneren Dämonen und dem Reinen, Wahren, Schönen im Menschen. Mit der Vision eines wahren Künstlers setzt er das in Bilder um, die es sonst nicht (mehr) auf der Kinoleinwand zu sehen gibt. Alleine das ist schon ein Grund, sich seine Filme dort anzusehen. Er versteht es in den Zeiten des formelhaften Arthousekinos, wirklich noch zu überraschen und innovativ zu sein.

3. Star Wars VII – Das Erwachen der Macht (J.J. Abrams, USA)

Nach dem ersten Trailer war ich verhalten optimistisch und der Film hat alle Erwartungen erfüllt. Abrams hat fast alles richtig gemacht und böse sein kann man diesem Film schon deshalb nicht, weil hier erstmals die weibliche Hauptfigur die (im doppelten Sinn) stärkste ist. Das alte Star-Wars-Gefühl war von Anfang an wieder da und im Vergleich sehe ich jetzt erst, wie misslungen die Prequel-Trilogie (vielleicht mit Ausnahme der zweiten Hälfte von Ep. III) wirklich war.

4. Das ewige Leben (Wolfgang Murnberger, A)

Nicht ganz so genial wie „Der Knochenmann“, aber ich habe (vor allem am Anfang) sehr gelacht. Sehenswert auch die langsamste Verfolgungsjagd der Filmgeschichte, den Grazer Schlossberg hoch (den ich nur halb geschafft habe). Unter aller Absurdität ist die Story in all ihrer ödipalen Tragik übrigens purer Chandler.

5. Die Lügen der Sieger (Christoph Hochhäusler, D)

Christoph Hochhäuslers endgültige Emanzipation von der Berliner Schule ist ein Beleg dafür, dass es möglich ist, auch im deutschen Kino mit den Mitteln des Thrillers spannende Geschichten zu erzählen, ohne dafür intellektuellen Anspruch und Gestaltungswillen aufgeben zu müssen. Die Stilsicherheit, die er dabei inzwischen an den Tag legt, ist beeindruckend.

 

Beste Regie: Gaspar Noé für „Love“

Bestes Drehbuch: Alejandro González Inárritu & Co. für „Birdman“

Bester Darsteller: Michael Keaton

Beste Darstellerin: Nora von Waldstätten als durchgeknallte Psychologin in „Das ewige Leben“

Beste TV-Darstellerin: Vorjahressiegerin Ruth Wilson teilt sich die Ehre diesmal mit „The Affair“-Kollegin Maura Tierney

Bester TV-Darsteller: Dominic West war in „The Affair“ auch sehr gut, ebenso Jon Hamm in seinen letzten „Mad Men“-Folgen

Meine Lieblingsserien des Jahres gibt es dann zwischen den Jahren auf Fortsetzung.tv.

 

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Die Liebenden: Murphy (Karl Glusman) und Elektra (Aomi Muyock)

Am Anfang des neuen Films von Gaspar Noé steht eine dieser bei 3D-Filmen üblichen Einblendungen: „Das Management warnt…“. Aber es folgt dann nicht etwa ein Hinweis für Epileptiker und andere Übersensible, sondern gewarnt wird nur, dass man jetzt schleunigst seine Brille aufsetzen sollte, da der Film in wenigen Sekunden beginne. Worauf sich dieser Einstiegsgag bezieht, erfährt man dann später, wenn man an der Wand in Murphys Zimmer ein altes Plakat zu „Frankenstein in 3D“ hängen sieht, auf dem „das Management“ tatsächlich vor dem Effekt warnte, den das technische Verfahren für Menschen mit „nervösen Nerven oder Magen“ haben könne.

Das Schlafzimmer der Hauptfigur sehen wir abwechselnd in zwei Zeitebenen: Als er es noch mit seiner großen Liebe Elektra teilt, ist es chaotisch und eklektisch: Überall liegt Wäsche herum, offene Weinflaschen und Tassen stehen auf Anrichten, die Wände sind übersät mit privaten Fotos, Szenenfotos und Postern von Trash- und Kunstfilmen von Pasolini bis „Frankenstein“. Später, wenn seine Gelegenheitsbekanntschaft Omi bei ihm eingezogen ist und die beiden (ungewollt) ein Kind miteinander haben, ist von der alten Unordnung nichts geblieben, das Zimmer kaum wiederzuerkennen. Lediglich die alte Stehlampe ist brav in die Ecke gewandert, ein Bild mit einer Figur aus „Freaks“ ist das letzte Überbleibsel aus alten Zeiten, das an der Wand überdauert hat und an das alte Leben erinnert.

So eingehegt wie das jetzt spießig wirkende Schlafzimmer fühlt sich auch Murphy, gefangen in seiner neuen Beziehung, ein Mann, der alles verloren hat, das ihm wirklich etwas bedeutete. Der kleine Sohn ist der einzige Grund, warum er überhaupt noch da ist. Murphys früheres Leben bestand aus künstlerischem Ehrgeiz, Träumen von einem wilden, kreativen Leben, Drogenexperimenten – und aus Elektra, der Liebe seines Lebens. Jetzt ist da nur noch Leere und Routine. Als Elektras Mutter ihm am Neujahrsmorgen eine verzweifelte Mailbox-Nachricht hinterlässt, weil ihre Tochter seit drei Monaten verschwunden ist, gerät Murphy in einen Strudel der Erinnerung an die gemeinsame Zeit. Noé erzählt die Beziehung annähernd rückwärts chronologisch, wenn auch nicht ganz so konsequent wie in seinem bekanntesten Film „Irreversibel“.

Neu ist, dass die einzelnen Stationen überwiegend durch Sex abgebildet werden. Gleich in der ersten Szene befriedigen sich die beiden Liebenden ausgiebig gegenseitig oral. Wie etwa schon in Michael Winterbottoms „9 Songs“ haben die Darsteller echten Sex und der ist teilweise recht explizit, dabei aber immer ästhetisch und natürlich. Das beginnt schon damit, dass wir hier keine ausrasierten Geschlechtsteile präsentiert bekommen, sondern „echte“ erwachsene Menschen. Durch betont kitschig-romantische Musik wird die Darstellung zusätzlich künstlerisch überhöht. Mit der Zeit suchen Murphy und Elektra immer neue, zunehmend gewagtere sexuelle Erfahrungen, erst beim Dreier mit der Nachbarin Omi, dann im Swingerclub und schließlich sogar mit einer Transsexuellen. Der Beziehung ist das eher abträglich, ebenso wie der zunehmende Konsum härterer Drogen. Am Ende steht die Trennung, nachdem Murphy auch zu Zweit noch einmal mit Omi geschlafen hat und die dabei schwanger wurde.

Aber da das Ende hier der Anfang ist, steht am Ende des Films noch die schüchterne erste Begegnung Murphys mit Elektra, im Pariser Lieblingspark der Beiden, wo sie aber gleich die großen Fragen des Lebens diskutieren. „Hast du Angst vor dem Tod“, fragt er. „Ich habe Angst vor Schmerzen“, antwortet sie. „Ich würde mich lieber vorher umbringen, als unter Schmerzen zu sterben.“ Ob Elektra wirklich Suizid begangen hat, erfahren wir nicht.

Gaspar Noé ist der Gegenwartsregisseur, der am stärksten die Tradition des Mitternachtskinos aufrecht erhält, das einst der junge David Lynch oder Russ Meyer prägten. Seine Filme sind jedes Mal wie ein Trip, körperlich erfahrbar gemachte Emotionen. Dabei ist ihm nichts Menschliches fremd, er geht auch dahin, wo es weh tut. „Love“ mögen viele als Arthouse-Porno abtun, als belangloses Beziehungsdrama, dessen Dialoge (zumindest in der nicht besonders guten deutschen Synchro) tatsächlich oft an Softpornos erinnern. Aber diese Kritiker haben Noé nicht verstanden. Ihm geht es immer um das große Ganze, um den Widerstreit zwischen inneren Dämonen und dem Reinen, Wahren, Schönen im Menschen. Mit der Vision eines wahren Künstlers setzt er das in Bilder um, die es sonst nicht (mehr) auf der Kinoleinwand zu sehen gibt. Alleine das ist schon ein Grund, sich seine Filme dort anzusehen. Er versteht es in den Zeiten des formelhaften Arthousekinos wirklich noch zu überraschen und innovativ zu sein.

Auf das 3D hätte man sicher auch verzichten können, andererseits ermöglicht das einige an den Vorgänger „Enter the Void“ erinnernde Szenen von hypnotischer Schönheit. „Love“ ist teilweise höchst erotisch, teilweise abstoßend, manchmal enervierend (und sicher eine halbe Stunde zu lang) und dann wieder traurig und berührend – eben ein Wechselbad der Gefühle, wie das Leben selbst. Wenn Murphy und sein kleiner Sohn sich am Schluss in der Badewanne in den Armen liegen, beide weinend, und der Vater dem Kind sagt, dass das Leben nicht leicht sei, kann man das kitschig finden – das wäre aber zynisch.

Jahresbestenlisten 2013

Veröffentlicht: 16. Dezember 2013 in Film, TV
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Vielleicht überrascht mich ja in den nächsten zwei Wochen noch irgendwas, es ist aber doch eher unwahrscheinlich, dass sich an meinen Favoriten des Jahres noch etwas ändern wird. Vom Kinoangebot her war 2013 für mich auf jeden Fall wesentlich stärker als 2012, wo ich hier gar nicht erst eine Liste erstellt habe. Meine Top 5-Filme:

1. Take this Waltz: ein auf den ersten Blick etwas unscheinbarer kanadischer Indiefilm, der die großen Fragen des Lebens ebenso unspektakulär wie einfühlsam behandelt, mit einer großartigen Michelle Williams, ungewöhnlicher Kameraarbeit und einer Regisseurin, die genau weiß, was sie tut

2. Die Jagd: ein grandioses Comeback von Thomas Vinterberg, der die menschliche Natur in all ihrer Widersprüchlichkeit auf beklemmende Art offenlegt, mit einem kontroversen Thema, einem ungewöhnlichen erzählerischen Ansatz und hervorragenden Darstellern, allen voran natürlich Mads Mikkelsen

3. Vous n’avez encore rien vu: ein unglaublich frisch wirkender Fast-Experimentalfilm vom 90-jährigen Alain Resnais, der noch mal zeigt, welche Magie das Kino auch in Zeiten von Digitalisierung und einfallslosen Blockbustern noch entfalten kann, mit einem Who-is-who der gegenwärtigen französischen Schauspieler, inklusive Michel Piccoli in einer anrührenden Altersrolle

4. The Grandmaster: Keiner bringt solche Bilder auf die Leinwand wie Wong Kar-Wei und ausgerechnet in seinem Film über Kung-Fu hat er auch mal eine bewegende Geschichte zu erzählen: über den Krieg, unerfüllte Liebe und darüber, dass man für Freiheit immer einen Preis zahlen muss. Die Musik ist so bombastisch wie bei Leone und einmal zitiert er sogar Morricone, indem er einfach dessen Leitthema aus „Once Upon a Time in America“ verwendet – viele Dialogsätze möchte man sowieso in Stein meißeln.

5. Die andere Heimat: Edgar Reitz, noch so ein alter Mann des europäischen Kinos, der innerlich jung geblieben ist, kehrt nach zehn Jahren noch einmal zu seinem Lebensthema zurück, mit einem Vier-Stunden-Film in wunderschönem Schwarz-Weiß, mit tollen unbekannten Darstellern und einem Thema, das im Grunde „Die Zweite Heimat“ variiert: Sehnsucht und Freiheitsdrang.

Beste Regie: Sarah Polley für „Take this Waltz“

Bestes Drehbuch: Sarah Polley für „Take this Waltz“

Bester Filmschauspieler: Mads Mikkelsen zeigt innerhalb von zwei Stunden die ganze Bandbreite menschlicher Gefühle von Hoffnung über Trotz bis Verzweiflung.

Beste Filmschauspielerin: Es tut mir Leid, aber in diesem Jahr kann es für mich einfach wieder keine andere geben als Michelle Williams.

Beste Serien: Rectify, Masters of Sex und Bates Motel waren für mich die überzeugendsten Neustarts, und da die laufenden Serien ziemlich schwächelten (whatever happened to Homeland?), für mich auch insgesamt die Favoriten, für detailliertere Begründungen empfehle ich die November- und Dezember-Ausgaben des torrent-Magazin-Podcasts.

Bester Serienschauspieler: Aden Young schafft es als nach 19 Jahren aus der Todeszelle Entlassener, mit wenigen Gesichtsausdrücken mehr zu sagen als die meisten Schauspieler mit einem ganzen mimischen Arsenal.

Beste Serienschauspielerin: Sidse Babett Knudsen als Birgitte Nyborg in der dritten und letzten Borgen-Staffel, spielt so unglaublich sympathisch, dass man sie entweder heiraten oder zumindest an die Regierung wählen will.

Vertraut und doch so fern: Margot (Michelle Williams) und Daniel (Luke Kirby); Fotos: Kool Film

Vertraut und doch so fern: Margot (Michelle Williams) und Daniel (Luke Kirby); Fotos: Kool Film

Die 28-jährige Margot lebt mit ihrem Ehemann Lou in einem gleichermaßen beschaulichen wie hippen Vorort von Toronto. Ehe, Job, Häuschen, Freundes- und Familienkreis – alles scheint in bester Ordnung, in der sich die junge Frau behaglich eingerichtet hat. Bis sie eines Tages bei einer Recherchereise den als Künstler etwas ambitionslosen, dafür umso charmanteren Daniel kennenlernt, der dann zufällige auch noch auf dem Rückflug neben ihr sitzt. Die gegenseitige Anziehung ist offensichtlich und zu allem Überfluss stellt sich heraus, dass Daniel vor kurzem im Haus gegenüber eingezogen ist. So lässt es sich nicht vermeiden, dass die beiden sich in den nächsten Wochen öfter über den Weg laufen. Aber Margot ist ja verheiratet, liebt ihren Mann und möchte doch mit ihm glücklich bis ans Lebensende zusammensein. Dachte sie jedenfalls bisher…

Die 33-jährige Kanadierin Sarah Polley, die als Schauspielerin scheinbar mühelos den Wechsel zwischen anspruchsvollen Indipendenttfilmen wie Wim Wenders‘ „Don’t Come Knocking“ oder dem wunderbaren „My Life without Me“ und mainstreamigeren Genreproduktionen wie Zak Snyders „Dawn of the Dead“-Reamke oder „Splice“ schafft, legt mit „Take this Waltz“ ihre zweite Kinoregiearbeit vor. Nachdem sie in ihrem Langfilmdebüt „Away From Her“ von Menschen am Lebensende in einem Pflegeheim erzählte, widmet sie sich diesmal ganz den Lebenslagen und Problemen von Angehörigen ihrer eigenen Generation. Und selten hat man das in dieser Eindringlichkeit und emotionalen Tiefe gesehen wie hier. Aber es hat natürlich auch nicht jedeR FilmemacherIn eine Hauptdarstellerin wie Michelle Williams zur Verfügung. Von deren ehemaligem Regisseur Wim Wenders ist auf dem Filmplakat das Zitat zu lesen, er habe noch nie eine Schauspielerin eine Frau so verkörpern sehen wie Williams diese Frau spielt – eine Einschätzung, die man absolut teilen kann. Ich lehne mich einmal ganz weit aus dem Fenster und stelle die These auf, dass Williams wohl die beeindruckendste Schauspielerin der Gegenwart ist. Wie sie es hier, kurz nach dem ebenso großartigen „Blue Valentine“, erneut schafft, eine ganz normale Frau so vielschichtig und faszinierend darzustellen, ist schon ganz große Kunst.

Als Filmemacheirn ebenso überzeugend wie als Schauspielerin: Sarah Polley

Als Filmemacheirn ebenso überzeugend wie als Schauspielerin: Sarah Polley

Und das, obwohl einem diese Margot anfangs durchaus etwas auf die Nerven fällt, wie sie sich so ziellos durch ihren Alltag treiben lässt, sich mit ihrem Mann kindische Wortgefechte im Bett liefert oder ihn beim Hühnchenkochen umwirbt. Und Hühnchen kocht der oft (ein witziger Running Gag des Films), schließlich erfährt man sogar, dass er an einem Kochbuch arbeitet, das ausschließlich Hühnchenrezepte enthalten soll. Ansonsten ist der von Seth Rogen gespielte Lou ein etwas schlichter Charakter, zufrieden in der Bequemlichkeit einer eingefahrenen Beziehung, mit dem Fernseher und dem Kühlschrank immer in Reichweite. Rogen, der zwar ein ganz netter Komödiant sein mag, aber sicher kein guter Schauspieler, ist trotzdem eine passende Besetzung für diese Rolle, auch wenn er in den wenigen Szenen, in denen er ernstere Töne anschlagen muss, doch deutlich überfordert scheint. Man kann dann auch Margots Faszination für den neuen Nachbarn auf Anhieb nachvollziehen, wirkt dieser Daniel doch um so vieles geheimnisvoller, tiefgründiger, charmanter und insgesamt attraktiver (von Luke Kirbys Äußerem mal ganz abgesehen) als der sich seiner Partnerin bedeutend zu sicher fühlende Schluffi zu Hause.

Ist es wert, eine zufriedene Beziehung für ein unsicheres Glück aufzugeben? Margot und Ehemann Lou (Seth Rogen)

Ist es wert, eine zufriedene Beziehung für ein unsicheres Glück aufzugeben? Margot und Ehemann Lou (Seth Rogen)

Margot selbst spielt Williams mal unbeschwert-offenherzig-ausgelassen, im nächsten Moment wieder (ver)zweifelnd-suchend-unsicher, in einer ungewöhnlichen Mischung aus Indiemädchencharme und abgeklärtem Erwachsene-Frau-Verantwortungsgefühl. Sie ist längst nicht so tough wie Williams‘ Figur in „Blue Valentine“, auch nicht so saturiert-selbstsicher wie ihre Ärztin in Lukas Moodyssons „Mammut“, wirkt eher wie eine Studentin, die zu schnell erwachsen geworden ist und mit Ende 30 plötzlich feststellen muss, dass in diesem Alter das restliche Leben eben doch noch nicht planbar geworden ist.

Polley schafft das Kunststück, eine eigentlich bekannte Geschichte auf gänzlich neue Weise zu erzählen – indem sie die gewohnte Reihenfolge der Liebesgeschichte einfach umkehrt. Wo in einem „normalen“ Hollywoodfilm die frisch Verliebten erst einmal miteinander in die Kiste springen und danach die Probleme beginnen würden, bleibt ihre Beziehung hier lange Zeit streng platonisch – obwohl sie alle Schritte der emotionalen Öffnung schon längst gegangen sind. Erst kurz vor Schluss kommt es dann zum Akt selbst. Diese körperliche Vollendung des langen Annäherungsprozesses inszeniert Polley dann so originell und kunstvoll, wie man es selten gesehen hat, in einer mitreißenden Montagesequenz, die ebenso ins Surreale kippt wie Leonard Cohens titelgebende Ballade, die sie musikalisch begleitet.

Diese Montage wäre auch ein perfekter Schluss des Films gewesen, aber er geht dann doch noch ein wenig weiter, um etwas mehr zu verdeutlichen, woran das Glück dieser auf den ersten Blick so unbekümmerten, aber dann eben doch zu Melancholieattacken neigenden Margot, in Wahrheit auf Dauer scheitert: daran, zu lernen, mit sich selbst glücklich zu werden. Eine eigentlich banale Erkenntnis, aber so schwer umzusetzen, wie wohl jeder aus eigener Erfahrung weiß.

Ihr Blick erzählt ganze Geschichten

Ihr Blick erzählt ganze Geschichten

Es gibt eigentlich nur eines, was man diesem wunderbaren Film wirklich vorwerfen könnte: sein Setting. Man sieht Margot und Lou in diesen zwei Stunden kaum jemals arbeiten – sie schreibt anfangs an einem Artikel für eine Pressstelle, er probiert Rezepte für sein Kochbuch -, trotzdem haben beide ein schmuckes Häuschen (natürlich aus rotem Backstein) in einem ganz und gar gentrifizierten Stadtteil, in dem man auch morgens um Sechs ein offenes Straßencafé findet, auf dessen Terasse man dann selbstverständlich auf eine Wandbemalung schaut, mit der das benachbarte Geschäft für seine Vintage-Klamotten wirbt. Die beiden leben im Grunde ein „von Arbeit unbehelligtes Leben“, wie Paul Bowles so schön über das Ehepaar in seinem „Himmel über der Wüste“ schrieb. Freiberufler in kreativen Branchen, die es sich leisten können, tagsüber ins Schwimmbad zu gehen oder morgens an den Strand, dürften aber im wahren Leben nur selten so gut verdienen, dass sie sich ein Haus in einer solch gutbürgerlichen Gegend leisten können, was die ansonsten vollkommen glaubhafte Wirkung der Erzählung manchmal etwas stört.

Abgesehen davon macht die Regisseurin alles richtig und verlangt ihrer Hauptdarstellerin eine gleichermaßen seelische wie körperliche Entblößung  ab, die nur wenige Schauspielerinnen so souverän auf sich nehmen würden. Manchen mag das zu viel sein, aber es sind gerade diese kleinen und größeren Irritationen – etwa eine Szene in der Gemeinschaftsdusche des Schwimmbads mit den Blicken der jüngeren auf die Körper der älteren Frauen -, die Polleys Inszenierung vom Einerlei des zeitgenössischen Arthousekinos meilenweit abheben. Am Ende ist eben doch alles eitel; es gilt, bis dahin das beste aus diesem Leben zu machen. Aber wie? Das ist die große Frage, die dieser Film auf so beeindruckende Weise aufwirft.

Jahresbestenlisten 2011

Veröffentlicht: 23. Dezember 2011 in Film, TV
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Bevor ich zu lange drüber nachdenke:

Film-Top 5:

1. Black Swan – bin schon lange nicht mehr so aufgewühlt aus dem Kino gekommen, hier stimmte einfach alles: Inszenierung, Schauspieler, Musik, Bilder, Emotionen, Wahnsinnn und Horror

2. Blue Valentine – der zweit berührendste Film des Jahres war diese glaubwürdige und einfühlsame Liebesgeschichte über Kennenlernen und Auseinanderleben eines Paares

3. Winter’s Bone – ein Film über den amerikanischen Traum und Alptraum und Hoffnung in einer hoffnungslosen Welt

4. Melancholia – Lars von Trier schafft es immer wieder, mich in seine abstrusen Gefühlswelten mitzunehmen und selbst dann an- und aufzuregen, wenn er mich nicht hundertprozentig überzeugt.

5. True Grit – ein netter Western mit typischem Coen-Brothers-Humor und einem von Jeff Bridges herrlich überzeichneten Antihelden

Bester Filmregisseur: Spätestens nach Black Swan ist klar: Aronovsky is God

Bester Drehbuchautor: Alles, was ich in diesem Jahr von Günter Schütter gesehen habe, war sehr gut bis brilliant (die beiden Polizeirufe Cassandras Warnung und Der scharlachrote Engel und der Tatort Frau Bu lacht, die beiden letzteren schon älter und alle drei von Dominik Graf verfilmt)

Bester Filmschauspieler: Jeff Bridges war schon immer sehr gut, aber im Alter wird er immer besser.

Beste Filmschauspielerin: zum zweiten Mal in Folge Michelle Williams (für Blue Valentine), die sich den ersten Platz diesmal aber mit Natalie Portman (für Black Swan) und Newcomerin Jennifer Lawrence (für Winter’s Bone) teilen muss

Beste aktuelle Serien: Homeland als mit Abstand bester Neustart des Jahres (würdiger Nachfolger von Rubicon, und wer hätte gedacht, dass die 24-Produzenten eine subtile und US-kritische Serie über Terrorismus und Sicherheit machen können?) sowie Mad Men (da ich die 2.-4. Staffel erst dieses Jahr gesehen habe)

Beste ältere Serie, die ich erst dieses Jahr entdeckt habe: die ersten beiden Staffeln von Skins; völlig unerwartet, aber vor allem die zweite Staffel dieser britischen Teenager-Serie ist mit das beste, was ich von der Serienproduktion der letzten fünf Jahre gesehen habe (forget HBO 😉 )

Bester Serienschauspieler: Idris Elba als sein Temperament meist nicht im Griff habender Detective Luther und Ted Danson für seine unglaublich komische Rolle als alternder Ex-Herausgeber – egomanisch, aber gegenüber seinen Freunden selbstlos, und „sexually out of control“ – in Bored to Death

Beste Serienschauspielerin: Claire Danes als durchgeknallte und einsame CIA-Agentin in Homeland

Jahresbestenlisten 2010

Veröffentlicht: 30. Dezember 2010 in Film, TV
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Es war ein äußerst schwaches Kinojahr. Vielleicht bin ich aber auch einfach alt geworden und hab alles schon mal so ähnlich gesehen, weswegen mich nichts mehr so richtig begeistern kann. Wie dem auch sei, meine Film-Top 5 fürs zuende gehende Jahr:

1. The Social Network – endlich mal wieder ein teurer Hollywoodfilm, der fast alles richtig gemacht hat: relevantes Thema, hervorragendes Drehbuch, gute Darsteller, technisch top

2. Mammut & The Road – Moodysson hat es eh drauf und im Gegensatz zu den meisten Kritikern fand ich dieses Globalisierungsdrama sehr bewegend. The Road war hingegen der deprimierendste Film des Jahres und einer der düstersten SF-Filme, die ich kenne, gleichzeitig eine berührende Reflexion darüber, was den Menschen ausmacht.

4. Enter the Void – Anstrengend, aber lohnend. Auf jeden Fall der ungewöhnlichste Film, den ich 2010 gesehen habe.

5. Kick-Ass – Überraschung des Jahres. Hatte nicht viel erwartet, wurde aber bestens unterhalten. Witzigster Film des Jahres.

Bester Regisseur: John Hillcoat (The Road) und irgendwie auch Gaspar Noé wegen seines Mutes und seiner Originalität (was die technische Seite angeht, nicht die erzählerische, denn die war ziemlich banal)

Bester Drehbuchautor: natürlich unangegriffen Aaron Sorkin, was aber nicht nur seinem The Social Network zu verdanken ist, sondern auch diversen The West Wing-Staffeln, die ich dieses Jahr geschaut habe, sowie „Eine Frage der Ehre“, den ich erstamlas gesehen habe

Bester Filmschauspieler: Viggo Mortensen für seine sehr physische Tour de Force in The Road

Beste Filmschauspielerin: Michelle Williams in Mammut

Beste aktuelle Serien: Big Love, Mad Men, Misfits

Beste Serienschauspielerin: Chloe Sevigny in Big Love

Bester Serienschauspieler: David Duchovny ist einfach klasse, wie er in Californication mit Erfolg gegen sein Softieimage aus Akte X anspielt

Kleine Kinos in der Krise

Veröffentlicht: 23. Februar 2010 in Aus der Praxis, Film
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Vorletzte Woche habe ich zum Thema „Zukunft der Programmkinos und kleinen Kinos in Deutschland“ recherchiert. Da passte es als Aufhänger/Fallbeispiel ganz „gut“, dass ein traditionsreiches kommunales Kino hier in der Nähe, das Duisburger Filmforum, gerade akut vom Rotstift der Stadtverwaltung bedroht ist. Wenn das schließen müsste, gäbe es in der 500.000+-Einwohner-Stadt tatsächlich kein Kino außer dem Blockbuster-Abspielhaus UCI mehr. Wir hier in Düsseldorf sind ja zum Glück noch in der komfortablen Lage, dass alle Programmkinos den Multiplex-Boom überlebt haben. Und dank voller Stadtkassen konnte sogar das hiesige Filmmuseum das angeschlossene Kino wieder selbst übernehmen. In Nachbarstädten wie Wuppertal oder eben Duisburg sieht es hingegen wirklich düster aus, was Orte für Filmkunst angeht. Den fertigen Artikel lest ihr u.a. hier.