Wie man aus Nichts Geld machen kann: die wundersame Welt der Suchmaschinenoptimierung

Veröffentlicht: 17. Oktober 2009 in Aus der Praxis, Online
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Es gibt Welten, die mir einfach völlig fremd sind. Also nicht nur fremd in dem Sinne, dass ich zwar weiß, dass es diese Welten gibt und was in ihnen im Großen und Ganzen so vor sich geht, ohne aber einen detaillierten Einblick in sie zu haben. Sondern eher fremd in dem Sinne, dass sich in ihnen Abgründe aufzutun scheinen, über die ich mir bisher nicht im Geringsten im Klaren war.

Neulich bewarb ich mich auf eine Ausschreibung in einem Forum, mit der eine Agenturgruppe freie Texter suchte. Ich ging davon aus, dass man da journalistische und/oder PR-Texte schreiben sollte, näher spezifiziert war das in dem Gesuch aber nicht. Nach einiger Ziet bekam ich eine E-Mail aus deren Personalabteilung: Ob ich interessiert sei, SEO-Texte für verschiedene ihrer Kunden zu schreiben. Honorar pro Wort: 1 Cent brutto. Bei Interesse werde man mir einige Keywords zur Probe schicken, die ich dann möglichst oft in die jeweiligen Texte einbauen sollte.

Ich wusste gerade mal, für was die Abkürzung SEO steht (Search Engine Optimizing, also Suchmaschinenoptimierung). Bisher dachte ich allerdings immer, diese bestünde hauptsächlich darin, im Quelltext von Internetseiten bestimmte häufig gegoogelte Wörter unterzubringen, damit die Webseiten bei Google entsprechend höher in den Suchergebnissen auftauchen. Dass man dazu nun extra Texter bräuchte, war mir neu. Dass es spezielle Texte gibt, die nur zum Zweck der SEO geschrieben werden, erst recht.

Das Honorar wirkte zunächst einmal sehr unseriös, andererseits hatte ich keinerlei Vorstellung, wie denn nun der Arbeitsaufwand pro Text wäre, wie lang diese überhaupt sein sollten und vor allem, um welche Art Texte es sich überhaupt handeln sollte: Erwarteten die für das Honorar noch, dass man selbst recherchierte, bekam man da Infos von den jeweiligen Kunden, die man dann nur noch in einen Text gießen müsste oder wie oder was? Also stellte ich diese Fragen erst einmal in einer Rückmail an die Personalfrau.

Nach einer Woche bekam ich eine knappe Antwort mit dem Tenor, der Rechercheaufwand sollte möglichst gering sein, da der Zeitaufwand erfahrungsgemäß bei zehn bis zwanzig Minuten läge. Da die Dame leider nichts dazu geschrieben hatte, wie lang diese Texte überhaupt sein sollten, und ich auch immer noch nicht wusste, wie man denn zu diesen kommen sollte, ohne selbst zu recherchieren, half mir diese Auskunft nicht wirklich weiter.

Ich schaute mich daraufhin mal im Internet um und fand zunächst ein SEO-Blog, in dem ein Typ vorrechnete, man könne als selbständiger SEO-Berater locker auf 50.000 Euro Einkommen im Monat kommen. Keine Ahnung, ob das auch nur annähernd der Wahrheit entspricht. Falls ja, ist auch klar, wie die Chefs diese Gewinne erzielen: indem sie ihre Texter für einen Hungerlohn arbeiten lassen offenbar. In anderen Foren fand ich bestätigt, dass ein Cent wohl ein marktübliches Honorar für diese Art Texte zu sein scheint (es geht auch darunter; so gibt es auch eigene Plattformen im Netz, bei denen sich jeder anmelden und dann Texte schreiben kann, da fangen die Honorare teilweise noch niedriger an). Anscheinend gibt es ein ganzes Texter-Prekariat, das hauptsächlich aus Studenten, Hausfrauen u.ä. besteht, die, teilweise, um sich ein paar Euro dazu zu verdienen, teilweise auch als Hobby, ganze Webseiten zutexten, mit oberflächlichen, schnell zusammen gezimmerten Texten, die nur einen Zweck haben: ahnungslose Leute auf die Seiten von irgendwelchen Unternehmen zu locken.

Ich habe dann auch mal so einen Text gefunden, auf einer Seite, auf der Hotelbuchungen verkauft werden. Zwischen den ganzen Beschreibungen der Hotels in Venedig steht da dann so ein Text über Venedig, in dem in fast jedem Satz die Wörter Hotel und Venedig vorkommen: „Direkt neben Ihrem Hotel in Venedig finden Sie den Markusplatz. Von Ihrem Hotel in Venedig aus sollten Sie auch einmal dies und das besuchen…“

Mich wundert an diesem Vorgehen dreierlei: dass es Menschen gibt, die auf Dauer für so ein Honorar solche Texte schreiben, dass es Firmen gibt, die denken, mit solchen Tricks dauerhaft Kunden gewinnen zu können – und dass es Menschen gibt, die auf solche Tricks hereinfallen. Man wählt doch normalerweise auch bei Google die Treffer aus, auf die man dann drauf klickt – und wählt natürlich nur Adressen, die irgendwie seriös klingen, nicht solche, wo schon in dem Suchergebnis nur Dinge stehen wie: „Hotels in Venedig, Venedig Hotels, billige Hotels, Venedig Urlaub billig“.

Ich fand dann auch noch ein Blog, in dem sich Kommentatoren darüber aufregten, dass da solche Texter-Plattformen empfohlen wurden. Tenor der Kommentare war, dass man da auf Stundenlöhne von zwei Euro aufwärts käme. Ich finde dieses Angebot, das ich bekommen habe, auch unseriös: Normalerweise müsste einem ja mal gesagt werden, wie viele Wörter man überhaupt im Durchschnitt schreiben soll, wenn man schon pro Wort bezahlt werden soll. Im Übrigen glaube ich kaum, dass man tatsächlich mit zehn bis zwanzig Minuten pro Text hinkommt. Selbst für solche inhaltlich und stilistisch anspruchslosen Texte muss man ja erst mal irgendwo Infos herbekommen, und selbst wenn man sich das alles aus der Wikipedia raussucht, kostet das ja auch erst mal Zeit.

Zumal es da dann wohl wieder feste Regeln gibt, dass man nichts wörtlich abschreiben oder auch nur bestehende Texte Satz für Satz umformulieren darf, da das sonst von der Software als Plagiat gewertet und der Text vom Auftraggeber abgelehnt wird. Darüber hinaus ist es eigentlich eine Frechheit, einem so eine Arbeit überhaupt anzubieten, wenn man sich da mit Lebenslauf bewirbt, aus dem klar hervorgeht, dass man zwei Hochschulabschlüsse hat, davon einen in Journalismus.

Im Netz scheint es aber eine ganze Infrastruktur zu dem Thema zu geben, nicht nur die oben erwähnten Texter-Plattformen, sondern auch eigene Foren mit Stellenangeboten, Blogs etc. Eine wundersame Parallelwelt, die, von normalen Journalisten und gewöhnlichen Internet-Nutzern unbeachtet, vor sich hin mäandert – und immer neue sinnfreie Texte erzeugt, in denen Hobbygärtnerinnen über Pflanzen schreiben, Studenten die halbe Wikipedia umtexten und gewiefte Mittelständler 50.000 Euro im Monat verdienen, indem sie diese ausbeuten und das Internet zumüllen lassen.

Kommentare
  1. kadekmedien sagt:

    »..in dem sich Kommentatoren darüber aufregten, dass da solche Texter-Plattformen empfohlen wurden.«

    Jetzt weißt Du wenigstens, weshalb es Texter-PLATTform heißt 😉

    Schöne Grüße aus Berlin.

  2. Philipp sagt:

    Eins mal vorweg: Die allerwenigsten derer, die in den Weiten des Web unter der Bezeichnung SEO tätig sind kommen auf Einkommen in dem von Dir angesprochenenen Rahmen. Ich denke, dass die Masse sogar deutlich unter 5.000 Euro / Monate liegen wird.

    An die Art Texte, die Du ansprichst, werden in der Regel keine nennenswerten Anforderungen gestellt – abgesehen davon, dass sie keine Urheberrechtsverletzung darstellen und damit sog. unique (also keine Kopie eines bereits bestehenden Textes) sind.

    Im Bereich der Suchmaschinenoptimierung war es bis vor einiger Zeit üblich, die für das Ranking wichtige Anzahl der eingehenden Link künstlich aufzuhübschen, indem man Texte in sogenannten Artikelverzeichnissen (also Webseiten, die nur als Linkquelle für andere Seiten dienen) veröffentlicht. Dies gilt zwar inzwischen als nicht mehr besonders wirksam, wird aber dennoch noch immer praktiziert. Da diese Texte im Grunde nicht für Besucher gemacht waren, entstand in diesem Bereich ein ernormer Preisverfall – daraus resultieren Preise wie die von Dir genannten. Dazu kommt, dass teilweise eine dreistellige Anzahl Texte im selben Themengebiet beauftrag wird, so dass der Rechercheaufwand faktisch gegen null geht. Ob die Autoren dabei Spass haben, möchte ich mal dahingestellt sein lassen….

    Wer jedoch ernsthaft mit eine Internetseite wirtschaftlich Erfolg haben möcht wird in der Regel für seine „Hauptprojekte“ (also Seiten, die im Wesentlichen als Linkziel, nicht als Linkgebende Webseite fungieren und letztendlich auch in den Suchergebnissen positioniert werden sollen) jedoch auf hochwertige Inhalte zu entsprechenden Preisen zurückgreifen. Nur so hat man eine Chance neben künstlich erzeugten eingehenden Links auf freiwillige Verlinkungen von anderen Webmastern zu bekommen – hier ist es dann auch wirtschaftlich rentabel mehr Geld für Textinhalte auszugeben.

  3. DerTobi sagt:

    Hallo zusammen,

    also ich bin seit einigen Monaten für ein Unternehmen tätig, das solche SEO-Texte anbietet. Unter anderem gehören zahlreiche große und bekannte Firmen zu den Kunden. Und ich muss sagen, es ist ein recht einträglicher Job für einen Studenten. Und nein, ich studiere kein Journalismus oder ähnliches…

    Gut, die Texte sind nicht anspruchsvoll, jedenfalls die meisten nicht. Und zum Teil wird eine etwas gewöhnungsbedürftige Wort-Akrobatik bei sperrigen, aus mehreren Wörtern bestehenden Keywords verlangt. Aber ich komme hier zum Teil auf einen Stundenlohn von 14-20 Euro Brutto, und das verdiene ich in keinem anderen Nebenjob mit so wenig Aufwand (freie Zeiteinteilung, Heimarbeit etc…). Wenn man das aufs Wort runter rechnet komme ich auf 3-5 cent pro Wort – je nach Auftrag. Für ausgebildete Journalisten mag das ein Hungerlohn sein, aber ich komme damit auf eine ganz angenehme Bezahlung pro Stunde…

    Man sollte also nicht die gesamte Branche verteufeln. Sicherlich gibt es auch hier schwarze Schafe, aber ich bin mit dem Job eigentlich recht zufrieden… 🙂

    • Jörg sagt:

      „Man sollte also nicht die gesamte Branche verteufeln“

      Stimmt, man sollte immer differenzieren. Aber: Kannst mir mal erklären, worin der Sinn dieser SEO-Texte besteht?

      Nun, wie man es auch dreht und wendet, in dem Moment, wo SEO über die Optimierung bestehender Contents hinausgeht – also SEO-Content zum Selbstzweck erschaffen wird – handelt es sich um Suchmaschinenmanipulierung und damit User-Verarsche. So gesehen ist ein bisschen Verteufelung schon angebracht, oder? 😉

      Ach ja, ich hatte übrigens auch mal so nen Job.

      Gruß
      Jörg

      • DerTobi sagt:

        Nun, die Texte die ich bislang verfasst habe, drehten sich zum Großteil um die Optimierung von Content. Zum Beispiel mussten die Herstellerbeschreibungen für Computer- und Videospiele für einen Webshop umgeschrieben, also „unique“ gemacht werden – eben zur SEO.

        Und ich denke genau da liegt dann auch die Differenzierung. Bei einem anderen Auftrag wiederum hieß es von vorn herein der eigentliche Inhalt wäre nur zweitrangig. Die zum Teil sperrigen Keywörter mussten allerdings unter Vergewaltigung der deutschen Sprache auf Biegen und Brechen untergebracht werden. Spaß gemacht hat das zwar nicht, aber die Bezahlung lag dennoch über einem Cent/Wort. Man kann halt nicht immer alles haben, und vor allem als Student ist die Auswahl an angenehmen Nebenjobs, auf die die meisten heutzutage angewiesen sind, nicht gerade groß.

        Das mit der Verteufelung der gesamten Branche war übrigens auch nicht auf die User-Verarsche oder die Texte bezogen, sondern eher auf die Unternehmen die SEO anbieten. Ich bin mit dem Unternehmen für das ich die Texte verfasse ganz zufrieden, auch wenn der eigentliche Sinn und Zweck von SEO natürlich grenzwertig ist. Wenn ich allerdings im Supermarkt die Regale einräume, und die günstige Ware ganz unten und versteckt platziere, kann man das auch als Kundenverarsche ansehen, oder nicht? 😉

      • Natürlich beeinflußt SEO die Suchmaschinen. Allerdings beeinflussen auch Pressemittelungen in Zeitungen und Zeitschriften die öffentliche Meinung.

        Meine Arbeit als SEO sehe ich auch immer als Öffentlichkeitsarbeit und PR. D.h. es geht eben nicht um die bloße Manipulation der Suchergebnisse, sondern darum, den Shop oder das Produkt bekannt zu machen. Die SEO ist ein erwünschter Haupteffekt, aber genauso möchte ich auch Leser für die Produkte begeistern. Und das funktioniert nunmal nicht mit 1ct Texten.

        Es ist also immer eine Frage, wie man seinen Beruf und seine Aufgabe versteht und ausführt.

    • freddy sagt:

      Hallo „Der Tobi“ (3),

      hört sich für mich gut an was Du da berichtest. Wäre es möglich mir die Kontaktdaten der Firma zu nennen? I need a job… (freddy1010@gmx.de)

  4. Knud sagt:

    Ich bin gelegentlich auf der Suche nach einem Text für meine Website und dann auch dazu bereit, für professionelle Arbeit angemessen zu zahlen. Es ist leider schwierig, Autoren zu finden, denn über die mir bekannten Portale wird nur das oben beschrieben Niveau vermittelt. Gibt es irgendwo eine entsprechende Vermittlung, die nicht nur Verlagen offensteht?

    • Medienjunkie sagt:

      Hallo Knud,

      also, wenn du einen professionellen Text brauchst, hätte ich bestimmt noch Kapazitäten frei. Komischer Zufall übrigens: Ich bin gerade vor zwei oder drei Tagen über das Wortvogel-Blog auf deine Vornamen-Seite geraten.

  5. Muriel sagt:

    Das mit den 50.000,- EUR mag zwar in Einzelfällen sein, klingt für mich aber auch verdächtig nach diesen Traumgehältern, die einem der Pro7-Videotext immer verspricht, wenn man seinen Job kündigen und einfach gemütlich von zu Hause aus arbeiten will. Man kann theoretisch sicher, aber wer wirklicht tut, ist eine andere Frage.

  6. Kaukomieli sagt:

    Da stellt sich doch spontan das Bild der Affen an Schreibmaschinen ein.
    In wievielen möglichen Satz-/Text-Varianten kann man überhaupt Hotels in Venedig beschreiben und muss nicht zwangsläufig nach einer Weile der gesamte potentiell zu Hotels in Venedig schreibbare Text auch geschrieben sein, so dass anschließend nur noch Plagiate geschrieben werden können?

  7. S sagt:

    SEO besteht aus zwei Teilen: Onpage und Offpage.

    Onpage bedeutet, themenrelevante Texte, zu denen man bei Google auch „oben“ stehen will. Offpage bedeutet, dass bei großer Konkurrenz in den Suchergebnissen es darauf ankommt, wie viele Empfehlungen (in Form von Links) von anderen Seiten auf die Texte gesetzt werden.

    Wer einfach nur Adsense auf seine Seite klatscht und so viel Traffic wie möglich generieren möchte, dem sind die Texte schon von Anfang an egal. Die lässt man billig produzieren und kauft dann Links ein. Die Seite schießt im besten Fall in den Suchergebnissen hoch und lockt besucher, die dann meistens einfach noch einen Link auf der Seite klicken: nämlich die Werbeanzeigen.

    Gutes SEO lebt aber eher davon, genialen und einzigartigen Content zu platzieren. Deshalb gibt es auch Unternehmen in diesem Bereich, die Profis suchen. Letztendlich wird man aber gerade heute dabei nur noch ausgenutzt: ach so, arbeitsloser Journalist? Naja, wir hätten da was für dich, dass du kannst (und dass du wahrscheinlich besser machst als du müsstest), aber weil das ja auch nicht dein eigentliches Expertengebiet ist, wirst du eben schlechter bezahlt.

    Protip: es ist immer wesentlich günstiger, Texte schreiben zu lassen (egal von wem und egal in welcher Qualität), als Links zu ergattern oder gar zu kaufen (was ja von Google offiziell als verboten angesehen wird). Was macht der gewiefte Typ da? Genau, er schreibt eben Texte und versucht den Umfang seiner Seite einfach zu stärken, um das mit den Links zu kompensieren.

    By the way, es handelt sich hierbei überhaupt nicht mehr um Mittelständler. SEO wird von wenigen Agenturen in Deutschland „regiert“, mit wenigen Ausnahmen.

  8. SEO-Texter sagt:

    Zuerst muss man tatsächlich zwischen SEO-Texten und Journalismus unterscheiden: In Redaktionen schreiben Sie für Menschen; im SEO AUSSCHLIESSLICH für Maschinen! Also für die Google-Maschine! Mit den Texten will niemand Leser gewinnen oder fangen. Hier soll lediglich eine Maschine redaktionell bedient werden. Und solche Texte müssen deshalb zu Tausenden geschrieben werden. Nehmen Sie allein 3 wichtige Keywords für Ihren Text. Dann sind das 3 hoch 3 (!) Texte, die Sie aufgrund der unterschiedlichen Wortreihenfolge zu schreiben haben. Und dafür können Sie nicht das entsprechende Journalisten-Honorar verlangen. Zudem wird es – und da beginnt die Kette (!) – von den Auftraggebern schon den Agenturen gegenüber niedrig bezahlt. Denn wer vergibt dort die Aufträge für die „Maschinen-Texte“? Nicht die PR-Abteilung oder Medienleute, die redaktionelle Erfahrungen haben. Nein. Der ITler vergibt die Aufträge… und der will KEINEN journ. Anspruch, keine Recherche – er will Massentexte für seine Maschine. Können Sie Ihren Anspruch darauf einstellen verdienen Sie an der Masse gut Geld (siehe Antworten oben) – oder Sie lassen es eben. Und warten auf Aufträge vom Stern, Spiegel und Focus. Ach, da kommt keiner auf Sie zu, hmmm … dann vielleicht die Lokalzeitung… für 15 Cent die Zeile…

    • Medienjunkie sagt:

      Die Unternehmen wollen mit den Texten vielleicht keine Leser, aber ja doch Kunden gewinnen. Maschinen kaufen ja keine Produkte und buchen keine Reisen. Also geht es ja doch darum, Menschen auf seine Webseite zu locken.
      Das mit den miserablen Zeilenhonoraren bei den meisten Lokalzeitungen stimmt natürlich, ist aber ein ganz anderes Thema.

  9. kadekmedien sagt:

    So anders ist das Thema dann doch wieder nicht. Denn wie Dir die SEOs hier beschrieben haben, geht es um anspruchsfreie Texterstellung, die – so gut es eben geht – unique sein muss, um zu funtionieren und um in Sachen „duplicate content“ keine Sanktionen seitens der Suchmaschine nach sich zu ziehen.

    Der Markt bestimmt hier den Preis, wie überall sonst auch. Es gibt halt genug Leute, die es tun. Und die Alternative heißt tatsächlich „friß oder stirb“.

    Was Dich möglicherweise in Deiner Ehre gekränkt hat, ist der Umstand, dass der potentielle Auftraggeber mit keiner Silbe auf Deinen akademischen Hintergrund einging. Aber so ist er eben auch, der Markt. Es interessiert den Kunden nicht, woher die (Billig-)Ware kommt, solange sie billig angeboten wird.

    Die miserablen Zeilenhonorare der Lokalzeitungen sind da eigentlich ein aufregenswerteres Thema, denn die erwarten immerhin keine platten Texte.

  10. Kren Schmierer sagt:

    Naja, wenn Du nun ein Hotel in Venedig suchst und bei Google recherchierst, wirst Du Journalist doch auch auf die erste Seite der Suchergebnisse klicken, und nicht auf die letzte springen, oder?

    Auf der letzten Seite wirst Du die finden, die keine Texter ausbeuten. Du kannst Sie also durch Dein Klickverhalten unterstützen.

    Klick Dir die Welt schön und gerecht. 🙂

  11. […] ein ganzes Texter-Prekariat, das hauptsächlich aus Studenten, Hausfrauen u.ä.[…]

    Schade, der Satz verhundst den ganzen Blogeintrag. Man sollte seinen Frust nie in den Text packen, dann fehlt ihm die Leichtigkeit.

    • Medienjunkie sagt:

      Wieso soll der Satz meinen Frust widerspiegeln? Frustrierender wäre es doch, wenn hauptsächlich ausgebildete Journalisten (oder Werbetexter) diese Arbeit machen würden.
      Der Satz sollte auch gar nicht abwertend sein, sondern ich übernahm da nur eine Behauptung, die ich im Netz gefunden habe, nämlich eben, dass das hauptsächlich Studenten und Hausfrauen machen, um sich ein bisschen was dazu zu verdienen. Das ändert ja nichts daran, dass ein Cent pro Wort trotzdem ein Hungerlohn ist.

  12. ad 11) ok, aufgeklärt und akzeptiert!
    Und wo steht die Behauptung im Netz, den mach ich zur Schnecke/Ente! Sauerei das ist! 😉
    Übrigens glaube ich dass die Qualität des Textes (und des verkauften Produktes) bei der Suchmaschinenoptimierung sekundär ist. Es zählen die Hits, nicht einmal die Verweildauer auf der Seite. Google-Klick-Webseitenschmarren-undwegbinich.

  13. kadekmedien sagt:

    zu 12.) Ganz so ist es auch nicht, »dass die Qualität des Textes (und des verkauften Produktes) bei der Suchmaschinenoptimierung sekundär ist«. Möglicherweise ist der SEO-Text ja ein ganz eigenes, neues Genre. Die Qualität muss sehr wohl stimmen, denn es geht ja darum, Websites in den SuMas über unique content nach vorne zu bringen. – Der Unterschied liegt in der Betrachtungsweise, was die Qualität eines Textes ist.
    (siehe: http://www.nerd-in-skirt.de/seo-angeln/ »Daher ist “hochwertiger Content” aus SEO-Sicht vielleicht etwas Anderes als hochwertiger Content im allgemeinen Sinne…«)

  14. stoltenberg sagt:

    für die euphemisten hier, denen der artikel mal wieder zu schwarzseherisch ist – hier gibt es eine „fair company“, die sogar 8,-/h zahlt! schnell hin, leute und tippen was das zeug hält! http://www.projecter.de/jobs.html

  15. In jeder Branche gibt es Licht und Schatten. Das zeigt sich sehr deutlich auch bei der SEO, insbesondere der OffPage-SEO.

    Das liegt daran, dass diese Arbeit so leicht erscheint und sich deshalb viele Amateure und Semi-Profis in diesem Wirtschaftsbereich tummeln. Und für die ist das Thema Nachhaltigkeit und Kundenbindung völlig irrelevant. Denn länger als 2-3 Jahren betreiben sie sowieso kein Projekt.

    Professionelle und seriöse SEOs erkennt man daran, dass sie ihre SEO-Texte nicht nur für Maschinen schreiben, sondern auch für Menschen. Man kann durchaus Texte schreiben, in den die Keywords oft genug vorkommen, und die trotzdem flüssig zu Lesen sind und dem User interessante Informationen oder Einblicke vermitteln.

    Interessanterweise haben schlechte, also „reine“ SEO-Texte, so manches mal kurzfristig mehr Erfolg. Dieser ist dann aber oft von kurzer Dauer. Das hängt mit mehreren Faktoren zusammen, deren Erläuterung hier wohl den Rahmen sprengen würde…

    Zum Thema Verdienst läßt sich sagen: wenn man große Marken zu seinen Kunden zählen darf, dann mag ein Verdienst von 50k erreichbar sein. Der monatliche Gewinn eines Durchschnitts-SEO, der kleine Webshops und Unternehmen betreut, dürfte eher im Bereich 1 – 2.000 liegen. Und das auch nur, wenn er tatsächlich Erfolge vorweisen kann.

    Selbst für SEO-Texte halte ich 1ct pro Wort für Dumping; dafür kann niemand einen vernünftigen Text schreiben. Üblicherweise bewegen sich die Preise für brauchbare bis gute Texte zwischen 2 und 6ct pro Wort.

  16. SEO Texte dürfen nicht zu hohe Keyworddichte haben, benötigen viele semantische Begriffe und ein oder zwei zusammengesetzte Namenwörter aus den Hauptkeywords und irgendwelchen anderen Wörtern. Wie DerTobi schon schrieb ist es auch nicht immer leicht Keywordkombos wie „Sahnetorte Rezept zuckerarm“ mehrfach sinnvoll in einem Text genau in dieser Reihung vorkommen zu lassen. Also durchaus ein anspruchsvolles Unterfangen. Im Schnitt benötigt man 200 bis 500 Wörter pro Text. Wenn Du Interesse hast für unter 1 Cent zu schreiben, melde Dich ^^

    • Medienjunkie sagt:

      @SEOux Indianer: Ich hoffe mal, der letzte Satz sollte ein Scherz sein oder zahlt ihr tatsächlich noch weniger?

      • SEOux Indianer sagt:

        Hi, ich zahle im Moment 1,5 Cent pro Wort und achte darauf, dass unnötige Füllwörter nicht zu oft vorkommen. Ein 300 Wortetext sollte unter 5,- Euro bleiben. Dafür erwarte ich keinen Journalistischen Text – die sind sowieso untauglich für Google Rankings. Mein letzter Satz ist damit nicht ernst gemeint. Journalisten wären überqualifiziert und sind damit nicht fähig einen qualitativ hochwertigen Text für Suchmaschinen zu schreiben. Ich würde Journalisten mit Dichtern vergleichen – schreiben beide schöne Texte, die nicht jeder hinkriegt – aber achten Dichter auf Keyworddichte und Trafficstarke Begriffe? 🙂

  17. Medienjunkie sagt:

    @stoltenberg: Wie die an ihren „Fair Company“-Button gekommen sind, wüsste ich auch gerne. Zumindest verlangen sie keinen Hochschulabschluss für den fantastischen Stundenlohn.

    @all: Jetzt weiß ich auch, wer die Zielgruppe von Gruner + Jahrs neuem Magazin „Business Punk“ ist. Siehe hier: http://www.seo-punk.de/
    SEO und Punk, das passt ja ähnlich gut zusammen wie Anarchist und CDU-Mitglied.

  18. […] sistrix: Wie man aus Nichts Geld machen kann: die wundersame Welt der Suchmaschinenoptimierung –LINK– […]

  19. […] zu seo Wie man aus Nichts Geld machen kann: die wundersame Welt der Suchmaschinenoptimierung https://medienjunkieblog.wordpress.com/2009/10/17/wie-man-aus-nichts-geld-machen-kann-die-wundersame-… #seo [wuestenigel] RT @HHbensch: Sehr guter Artikel – Neuer Goldrausch um de Domains […]

  20. […] Wie man aus Nichts Geld machen kann: die wundersame Welt der Suchmaschinenoptimierung […]

  21. Nun ja, ich habe gehört, dass es inzwischen Software gibt die einen Text semantisch analysiert und beliebig viele sinnvolle Varianten davon erstellen kann. Der Job den Du beschrieben hast, wird also mittelfristig aussterben. 😉

  22. stoltenberg sagt:

    … wenn durch solche programme hochbegabte indianer aussterben, die das netz mit keywords vollmüllen, wäre das nicht das schlimmste.

  23. anna sagt:

    Journalisten mit Dichtern gleichzusetzen finde ich für alle Beteiligten ein starkes Stück. Und per se zu behaupten, dass Journalisten (schon mal von Ressorts gehört?!) keine SEO-Texte schreiben könnten, lässt mich Tränen der Verzweiflung lachen. Was qualifiziert denn deiner Meinung nach einen SEO-Texter? Mangelnde Rechtschreibung und fehlendes Ausdrucksvermögen? Dann bist du sicher der/die Richtige! KOPFSCHÜTTEL!!!

  24. chrischii sagt:

    Man muss wirklich unterscheiden. Texte für irgendwelche AVs oder generell zum Zwecke des Linksetzens sind qualitativ eher minderwertig und dementsprechend niedrigpreisig. Ein guter SEO baut aber Seiten für User und die brauchen qualitativ hochwertige Texte (anspruchsvoll, gut recherchiert), die „verkaufen“ (insbesondere SEO-Affiliate). unique sollten alle Texte generell sein, sonst macht es wenig Sinn. Dem AdSense SEO ist die Textqualität wohl auch weniger wichtig, dort sollen insbesondere keine Lösungen präsentiert werden, denn die sollen ja durch die Anzeigen vermittelt werden.

  25. […] Mal wieder ein Artikel (dieses Mal ein Blog-Artikel vom Medienjunkie) zum Thema Dumping-Preise fürs Texten […]

  26. […] 12:35 Tags: Carta, Medienwandel, SEO Zumindest zu meiner eigenen Suchmaschinenoptimierung hat mein Artikel über die famosen Honorare im Bereich SEO-Texten beigetragen. Dank eines Links im Bildblog stiegen […]

  27. Florian sagt:

    Content ist King, ohne Frage, aber mit sinnfreien Texten voll Keywords kommt man heuzutage nicht mehr weit, zu SEO gehört schon einiges mehr, also nur ein paar Texter zu versklaven und dann den Porsche vorzubestellen. Tatsache ist aber auch, daß sich leider in der Branche viele Glücksritter und wenig qualifizierte Abzocker tummeln, Agenturen die zwar ein Heer von Außendienstmitarbeitern haben, aber die eigentliche Arbeit machen Praktikanten. Es gibt viel schwarz, das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, das anderswo auch durchaus solide, transparent und zu faiern Preisen gearbeitet wird. Der Wildwuchs liegt einfach daran, daß die ganze Branche noch extrem jung ist…ich bin aber der festen Überzeugung, daß Qualität sich auf Dauer durchsetzt. Auch die Suchmaschinen werden zunehmend intelligenter, Müll der vor wenigen Jahren noch funktionierte ist heute schon weg vom Fenster.

  28. pagerank sagt:

    Aus meiner Sicht macht ein Text, der übermäßig mit Keywords gespickt ist keinen Sinn. Man will in jedem Fall doch zwei Dinge erreichen 1. gutes Ranking, damit Besucher kommen und 2. die Besucher mit einem angenehmen Leseerlebnis auf der Seite halten und nicht gleich wieder vergraulen. Daher finde ich die richtige Mischung besteht darin, Keywords in ausreichender Zahl in den Text einzumischen, jedoch nur so, dass es dem Leser nicht bewusst wird.

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